190
Buch llI.
ltali en.
XV I.
Jahrhundert.
RafaelÄ
175.
Sammlung zu Londonä). Es ist eine Himmelfahrt Mariä;
unten um das Grab theils knieend theils stehend Johannes,
Philippus, Paulus und Franeiscus. Die Composit-ion gehört
sicher der florentinischen Epoche RafaePs an, von der Aus-
führung dagegen wahrscheinlich bloss Johannes, lflranciscus
und die Köpfe der Cherubim; das Uebrige möchte wohl von
Ridolfo Ghirlandajo vollendet sein.
18. Schon im Jahre 1506 malte Rafael für den Herzog von
Ürbino wiederum einen heil. Georg, welcher mannigfach an
das frühere Bildchen erinnert; nur dass hier der Drache schon
von der Lanze die tödtliche Wunde empfängt, und die Königs-
tochter nicht entilieht, sondern auf den Knieen liegt. Gegen-
wärtig hängt das Bild als Votivtafel mit brennender Lampe
bei dem grossen Portrait des Kaisers Alexander in der lEre-
mitage zu St. Petersburg.
Auch die frühste mythologische Darstellung RafaeYs, zu
welcher ihn wahrscheinlich die berühmte antike Gruppe in
der Libreria des Domes von Siena begeistert hatte, entstand
19. ulndiese Zeit: das kleine Bild_ der drei Grazien, früher
dem Lord Dudley in London, jetzt dem Lord Ward eben-
daselbst gehörig. Die süsse Iloldseligkeit des noch immer
etwas peruginesken Ausdruckes verbindet sich hier auf reizende
Weise mit einer sehr edeln und reichen Behandlung des Nack-
ten, und mit der einfach schönsten Gruppirung; die drei Ge-
stalten in freier Landschaft stehend, legen jede die eine Hand
auf die Schulter der Andern, und halten in der andern Hand
eine goldene Kugel.
20. Endlich einige Bildnisse. RafaePs eigenes Portrait in
der Sammlung eigenhändiger Künstlerbildnisse in den Uffi-
zien zu Florenz, jenes schöne, schlichte und milde Bild, in
welchem man gern den Spiegel des Seelenlebens seiner frü-
21.heren Werke Wiedererkennt. Die Portraits des Angele
Doni, eines kunstliebenden Florentiners, und seiner Gattin,
im Palaste Pitti zu Florenz, zwei in liebenswürdiger Naive-
tät aufgefasste, in der Ausführung aber noch ziemlich harte
Vgl.
Waagen:
England,