Zweiter florent.
Aufenthalt.
Die Grablegung, u. a.
189
selbe unvollendet in Florenz zurück, und in dieser Gestalt,
nur durch starke Restaurationen mit einem Anschein von
Vollendung versehen, ist es noch jetzt vorhanden.
Das zweite Altarbild ist die Grablegung Christi,14_
welche Rafael im Jahre 1507 für die Kirche S. Francesco
zu Perugia malte, gegenwärtig in der Galerie Borghese zu
Rom. Das Bild "zerfällt in zwei Gruppen. Zur Linken, drei
Viertheile des Ganzen einnehmend, der, Leichnam des Hei-
landes, der von zwei Männern in mächtiger Anstrengung zum
Grabe getragen wird. Neben dem Leichnam Magdalena,
Petrus und Johannes, in verschiedenartig sich äussernder
Theilnahme. Zur Rechten Maria, die, von den Frauen unter-
stützt, in Ohnmacht sinkt. Dies Bild ist unter RafaePs Com-
Poßitionen die erste, in welcher ein historischer Moment in
vollständiger dramatischer Entwickelung vorgestellt ist; aber
die Aufgabe überstieg, in dieser Beziehung, noch die Kräfte
des jungen Meisters. Die Composition ist unruhig, ohne eine
grossartige Totalwirkung und die Bewegungen sind mehriach
übertrieben. Auch das Pathos, das in einzelnen Köpfen mäch-
tig hervortritt, erscheint nicht in allen als der unmittelbare
Erguss des Gefühles. Von wunderbarer Schönheit aber ist
der Körper des Heilandes; hier ist ein Adel, ein Ebemnaass
der Form, der Ausdruck eines erhabenen Schmerzes in dem
zurückgesunkenen Elaupte, wie sie nur des grössten Meister-
Werkes würdig sein können. Die technische Ausführung des
Bildes ist schön, aber streng. Die Lunettc, in einem Vier- 15.
eckfelde Gott-Vater mit aufgehobenen Händen zwischen En-
geln darstellend, krönt jetzt ein Altarbild des Orazio Alfani
(Christi Geburt) in der Kirche S. Francesco zu Perugia.
Die Darstellungen der Predella befinden sich in der Galerie 16.
des Vaticans. Es sind grau in grau gemalte Bildchen mit
den Gestalten der Hoffnung, der Liebe und des Glaubens in
kreisrunden Medaillons und Genien zu deren Seiten. Es sind
überaus anmuthige und liebenswürdige Compositionen, geist-
reich und leicht ausgeführt.
Ein drittes grösseres Altarbild, aus dem Dom von Pisa 17,
stammendjbefand sich vor einigen Jahren in der Sollfschen