Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

Zweiter florent. 
Aufenthalt. 
Die Grablegung, u. a. 
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selbe unvollendet in Florenz zurück, und in dieser Gestalt, 
nur durch starke Restaurationen mit einem Anschein von 
Vollendung versehen, ist es noch jetzt vorhanden. 
Das zweite Altarbild ist die Grablegung Christi,14_ 
welche Rafael im Jahre 1507 für die Kirche S. Francesco 
zu Perugia malte, gegenwärtig in der Galerie Borghese zu 
Rom. Das Bild "zerfällt in zwei Gruppen. Zur Linken, drei 
Viertheile des Ganzen einnehmend, der, Leichnam des Hei- 
landes, der von zwei Männern in mächtiger Anstrengung zum 
Grabe getragen wird. Neben dem Leichnam Magdalena, 
Petrus und Johannes, in verschiedenartig sich äussernder 
Theilnahme. Zur Rechten Maria, die, von den Frauen unter- 
stützt, in Ohnmacht sinkt. Dies Bild ist unter RafaePs Com- 
Poßitionen die erste, in welcher ein historischer Moment in 
vollständiger dramatischer Entwickelung vorgestellt ist; aber 
die Aufgabe überstieg, in dieser Beziehung, noch die Kräfte 
des jungen Meisters. Die Composition ist unruhig, ohne eine 
grossartige Totalwirkung und die Bewegungen sind mehriach 
übertrieben. Auch das Pathos, das in einzelnen Köpfen mäch- 
tig hervortritt, erscheint nicht in allen als der unmittelbare 
Erguss des Gefühles. Von wunderbarer Schönheit aber ist 
der Körper des Heilandes; hier ist ein Adel, ein Ebemnaass 
der Form, der Ausdruck eines erhabenen Schmerzes in dem  
zurückgesunkenen Elaupte, wie sie nur des grössten Meister- 
Werkes würdig sein können. Die technische Ausführung des 
Bildes ist schön, aber streng.  Die Lunettc, in einem Vier- 15. 
eckfelde Gott-Vater mit aufgehobenen Händen zwischen En- 
geln darstellend, krönt jetzt ein Altarbild des Orazio Alfani 
(Christi Geburt) in der Kirche S. Francesco zu Perugia.  
Die Darstellungen der Predella befinden sich in der Galerie 16. 
des Vaticans. Es sind grau in grau gemalte Bildchen mit  
den Gestalten der Hoffnung, der Liebe und des Glaubens in  
kreisrunden Medaillons und Genien zu deren Seiten. Es sind 
überaus anmuthige und liebenswürdige Compositionen, geist- 
reich und leicht ausgeführt. 
Ein drittes grösseres Altarbild, aus dem Dom von Pisa 17, 
stammendjbefand sich vor einigen Jahren in der Sollfschen
	        
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