Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

176 
Buch III. 
Italien. 
XVI. 
Jahrhundert. 
-Rafae1. 
173. 
schaut. Hier zeigt der Kopf der Maria die freiste zarteste 
Entfaltung und ebenso ist bereits das Kind höchst liebens- 
würdig. Das Ganze ist ein Miniaturbild von unsäglich zar- 
ter, liebevoller Ausführung.  Etwas früher entstand Wohl 
!12.die Madonna der Gräfin Anna Alfani in Perugia; ebenfalls 
eines der lieblichsten Bilder dieser Art. Maria, das auf ihrem 
Schooss stehende Kind haltend, schlägt die Augen demuths- 
voll nieder; oben schweben zwei Cherubimköpfchen. 
13- Sodann ist vornehmlich ein grösseres Altargemälde (nicht 
später als l5ll3 gemalt) zu erwähnen, Welches die An- 
betung der Könige darstellt und aus dem Besitz der 
Familie Aneajani zu Spoleto in das Museum von Berlin über- 
gegangen ist. Die reiche Composition dieses Bildes befolgt 
ziemlich die allgemeinen Motive der umbrisehen Schule bei 
Darstellungen der Art, sowie sich dieselben auch in den 
Stellungen der Figuren, in der Behandlung der Gewänder 
zeigen; aber die Köpfe tragen bereits das Gepräge eines 
eigenthümlichen Adels, einer grossen Reinheit und Feinheit 
in der Entfaltung der Formen. In der Mitte des Bildes, auf 
einer Decke, liegt das Kind, sehr schön und bereits in lieb- 
lichster Kindlichkeit ausgebildet. Auf der einen Seite, wo 
der Stall ist, kniet die demuthvolle Mutter, und neben ihr, 
gleichsam ihre Diener, zwei liebliche Engel; dahinter steht 
S. Joseph. Auf der andern Seite nahen die Könige mit 
reichern Gefolge, von denen der vorderste, ehrwürdig und 
ernst, bereits niedergekniet! ist; besonders anziehend ist hier 
der frische jugendliche Kopf des jüngsten Königs. Oben, 
über den genannten Gruppen stehen noch drei anmuthige 
singende Engel, von Wolken getragen. Ein reicher, mit Tri- 
tonen, Nymphen und Genien gefüllter Arabeskenrand, in 
dessen oberen Ecken zwei Sibyllen, in den unteren zwei Hei- 
lige dargestellt sind, umschliesst das Ganze. Das Bild ist mit 
Leimfarben (al guazzo) auf Leinwand gemalt und hat leider 
durch Feuchtigkeit sehr gelitten, so dass nicht nur überhaupt 
die Farben sehr verblichen, sondern auch in einigen Theilen, 
Wo sie Weniger durch den Leim gebunden waren, ganz ab- 
gefallen sind. An diesen Stellen liegt gegenwärtig die geist-
	        
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