Jugendwerke
Peruginds Art.
in
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Rafaelis liegt, sich jedoch überall in seiner reinen und klaren
Auffassungsweise ankündigt und eben das Jugendliche als ein
solches, als ein für höhere Entwickelung Fähiges, bezeichnet,
dieser ist es, der seinen Werken, Welche der in Rede
stehenden Periode angehören, ihren eigenthümlich hohen Werth
verleiht. Unter diesen Werken mögen hier einige, deren
Aechtheit mit ziemlicher Sicherheit begründet ist, angeführt
werden. Zuerst einige Madonnenbilder. Zwei derselben 9_
befinden sich im Museum zu Berlin. In dem einen (um 1504)
gemalt) ist die Madonna in einem Buche lesend dargestellt,
und das Kind, Welches einen Stieglitz in der Hand hält, auf
ihrem Schoosse. Die Haltung der Mutter ist hier sehr schlicht
und einfach; ihr Gesicht bildet ein schönes, reines Oval und
trägt den Ausdruck stillen Friedens, jedoch nicht ohne eine
gewisse innere Befangenheit. Das Kind ist nicht schön, die
Formen sind noch ungeschickt, die Haltung pretiösx). Be-
deutender ist das andre (vielleicht um zwei Jahre jüngere) 10..
Bild, WO zu den Seiten der heil. Jungfrau die Köpfe der Hei-
ligen Franciscus und Hieronymus sichtbar werden. Das Ge-
sicht der Maria, die sich liebevoll zum Kinde wendet, ist hier
in denselben Formen, ebenso zart und mild, zugleich aber
mit dem vollen Ausdrucke des tiefsten und innigsten Gefüh-
les und ohne alle Befangenheit. Auch das Kind ist schon
besser gezeichnet wie das vorige. Sehr trefflich, voll milder
Frömmigkeit, sind die Köpfe der beiden Heiligen. Das Bild
hat eine schöne sinnreiche Gesammtanordnung und ist ausser-
ordentlich weich und warm gemalt. Diesem verwandt, nur11.
wiederum mannigfach vollendeter, ist ein kleines Rundbildchen
der Madonna im Hause Connestabile zu Perugia (um 1503).
Maria, halbe Figur, steht in einer Landschaft und liest, wo-
bei das Kind auf ihren Armen ebenfalls mit in das Buch
i) Zwischen diese beiden Bilder hinein verlegt Passavant (II, 14)
die kleinen Bilder "verschiedener AItarstaEeIn-z eine Taufe, Christi und
eine Auferstehung in der Münchner Pinakothek; eine Anbetung der
Könige auf Schloss Christiansburg bei Kopenhagen; das Opfer Kailtfs"
und AbePs beim Kunsthändler Emerson in London, u. a. m.