171.
Rid.
Ghirlandaj o.
Raffaellino
del
Garbo.
167
Florenz, so wie an andern Orten Italiens, finden sich manche
Bilder seiner Hand, doch ist er dort im Ganzen selten. Eine 2.
grosse Madonna mit Heiligen, in der Art des Andrea, im
Pallast Pitti. Seine thätigste Zeit verlebte Rosso (Maitre
Roux) in Frankreich, im Dienste Franz I., für den er die
künstlerischen Ausschmückungen des Pallastes von Fontaine-
bleau leitete. In der Galerie Franz I. daselbst sind noch I4
Fresken, zum Theil von bedeutenden Dimensionen, von Rossds
Hand zu erblicken, meist mythologischen Inhalts (Cleobis
und Biton, Tod des Adonis, Danae) und übelerhalten, doch
zeigen die Compositionen „in sehr achtbarem Masse das Geist-
reiche und Energische des ital. Cinquecento", bei entsprechen-
der Ausführungle). Rosso starb zu Fontainebleau im Jahre
1541. Eine Heimsuchung Maria, aus seiner besten Zeit, 3.
jetzt im Louvre, lässt sowohl den Einfluss des Fra Bartolom-
meo als den des Andrea erkennen; eine Grablegung ebenda,
erscheint kalt antikisirend und sehr Inanierirt.
Mit einem höchst ausgezeichneten Talente war Ridolfo
Ghirlandajo (geb. 1483) begabt, der Sohn des Domenioo
Ghirlandajo, der aus der Schule des Vaters und Ohgims
(Davide Ghirlandajo) in die des Fra Bartolommeo über-
gegangen war und sich dort zu schöner Selbständigkeit ge-
bildet hatte. Als Rafael im Jahre 1504 nach Florenz kam,
trat Ridolfo mit diesem in ein sehr nahes Freundschaftsver-
haltniss, und Rafael wünschte später dringendst, dass er an
seinen grossen Arbeiten im Vatican zu Rom Theil nehmen
möchte; doch hat Ridolfo dieser Aufforderung nicht Folge
geleistet. Zwei seiner Gemälde, die in der Galerie der Uffi- 4.
zien zu Florenz aufbewahrt werden, lassen es erkennen, wie
nah er in jener Zeit an Rafaels aufstrebendes Talent heran-
reichte; sie stellen den heil. Zenobius dar, wie er einen
todten Knaben auferweckt, und wie sein Leichnam in die
Kathedrale von Florenz hinübergeführt wird; sie sind unge-
mein schön gemalt und vornehmlich in den Köpfen des höch-
sten Ruhmes werth. Es ist vielleicht die höchste Stufe,
Waagen im D.
1856
Kstbl.