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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Florenz.
170.
Zu den frühesten Werken des Andrea gehören einige
1, der Fresken, welche er im Vorhofe der Compagnia dello
Scalzo zu Florenz ausgeführt hatx). Die sämmtlichen an
diesem Qrte vorhandenen Nlalereien sind grau in grau ge-
malt und stellen, mit Ausnahme einiger allegorischen Figuren,
die Geschichte des Täufers Johannes dar. Die ersten Dar-
stellungen, welche Andrea hier malte, sind: die Taufe Christi,
die Predigt J ohannis und die Taufe des Volkes durch J 0-
hannes; diese verbinden mit der trockenen und eckigen Manier
der ältern Schule bereits eine erfreuliche und richtige Zeich-
nung, sowie eine würdige Charakteristik. Die andren Bilder,
welche Andrea in diesem Hofe gemalt hat, gehören in die
spätere entwickelte Zeit des Künstlers und sind von ungleichem
Werthe; sehr vorzüglich jedoch ist die zuletzt gemalte Dar-
stellung der Geburt Johannis, eine einfache, effektreiche Com-
position mit ungemein schönen Gestalten. Die Malereien
haben zwar sehr gelitten , doch sind sie noch immer ziemlich
(leutlich zu erkennen. Der Ruf, welchen die Ausführung
jener erstgenannten Fresken hervorbrachte, War Veranlassung,
dass dem Andrea eine andre ähnliche Arbeit im Vorhofe der
2, Kirche S. Annunziata zu Florenz aufgetragen ward. Hier
War bereits durch Alessio Baldovinetti eine Geburt Christi
begonnen, durch Cosimo Rossclli ein andres Bild gemalt
worden. Andrea begann zunächst mit der Geschichte des
heiligen Philippus Benizzi, welche er in fünf grossen und
farbigen Bildern ausführte. Diese Darstellungen gehören zu
dem Schönsten, was Andrea geleistet hat; sie sind ungemein
einfach, im Einzelnen selbst noch strenge gemalt, aber mit
einer eigen schlichten Würde, welche man sehr selten in
seinen übrigen Werken wiederfindet; eigenthümlich sind diesen
Bildern auch die schönen landschaftlichen Gründe. In Hin-
sieht auf Composition, auf lebendiges Interesse an der vor-
gehenden Handlung ist das vierte Bild besonders ausgezeich-
net, welches den Tod des heil. Philippus und die Auf--
erweckung eines Knaben darstellt; in Hinsicht auf Harmonie.
di Andrea
w) Pitture a fresco
del
Sarto.
Firenze
1823.