169.
170.
Andrea
del
Sarto.
161
ein grosses Altarblatt im Style des Meisters. Er erbte dessen
Handzeichnungen und benutzte dieselben zu seinenBildern.
Von diesem kamen die Zeichnungen an eine Dominikaner-
nonne, Plautilla Nelli, welche sich ebenfalls nach ihnen
bildete Sie erscheint als eine gemüthlich schwache Nach-
ahmerin des F ra- Bartolommeo.
S. 170. In ähnlicher Richtung wie Fra Bartolommeo
bildete sich ein jüngerer Florentiner: Andre a Vanucchi"),
gewöhnlich Andrea del Sarto (von des Vaters Gewerbe)
genannt. (Geb. 1488, gest. 1530.) Doch ist es weniger, wie
bei Fra Bartolommeo, der Ausdruck religiösen Ernstes, einer
gemüthvollen Versenkung in heilige Gegenstände, was aus
Andrea's Bildern dem Beschauer entgegentritt; sie tragen im
"Gegentheil grösstentheils das Gepräge einer einfachen liebens-
würdigen Heiterkeit, einer schönen Weltliehkeit. Der sehr
kenntliche Typus seiner lilrauenköpfe geht keineswegs vom
Ideal aus, sondern ist wie bei manchen Malern des XV. J ahr-
hunderts die Verallgemeinerung einer einzelnen Erscheinungkw").
Eine reiche Phantasie ist dem Andrea ebenfalls nicht eigen,
wie sich dies namentlich aus seinen historischen Gemälden
ergiebt; aber man sieht seine mannigfachen Madonnenbilder
immer gern, so lange er eigenthümlich bleibt, oder so lange
.sein schönes Talent nicht in {lache Manier ausartet. Ursprüng-
lich war Andrea del Sarto Schüler des Pier di Cosimo und
hat allerdings in manchen Einzelheiten Einiges von dem
Meister beibehalten (was z. B. aus seinen kleineren Bildern
mit. landschaftlichen Gründen hervorgeht); doch entwickelte
er sich bald in selbständiger Weise, anfangs noch jugendlich
schüchtern und strenge, später in einer eigenthümlich weichen
und zarten Modellirung.
'39) Ueber das Schicksal dieser Zeichnungen s. die dtsch. Uebers.
des Vasari, Bd, IIL, Abth. I., S. 125 u. f. Ein Band ist noch in
Florenz; zwei befanden sich zuletzt in den Händen des Kunsthändlers
Woodburn zu London.
W") Biadi: Notzkie incdite della vita d' Andrea del Sarto, rac-
colte da manoscritti e documenti autentici. Firenze, 1830. Andrea
del Sarto. Von Alfred Reumont. Leipzig 1835.
i") Angeblich seiner nicht allzuwohl berüchtigten Gattin.
Kugler Malerei II. [1