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Buch III.
Italien.
Michelangelo.
XVI. Jahrhundert.
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nung in den Gruppen und einzelne höchst würdige Gestalten;
eine Gemessenheit und Ruhe, welche, im Vergleich mit dem
jüngsten Gerichte, für das in Rede stehende Bild nicht un-
vortheilhaft erscheint. Wenn man darin Zeichen der Alters-
schwäche finden Will, so kann sich diess höchstens auf die
Durchführung im Einzelnen beziehen
Was man in den Galerieen unter dem Namen des Michel-
angelo sieht, ist fast niemals acht; er hat nur höchst selten
die Hand an Staffeleibilder gelegt und wohl niemals in Oel
4. gemaltf). Die Tribune der Uffizien zu Florenz bewahrt ein
mit Temperafarben gemaltes Rundbiltl der heiligen Fa-
milie, welches vielleicht das einzige, durch historische Zeug-
nisse bestätigte Staffeleibild Michelangelds, und zwar aus
seiner frühem Zeit istH). Er suchte sich das möglichst
schwierige lIotiv; die knieende Maria hebt das Kind vom
Schoosse des hinter ihr sitzenden Joseph; im Hintergründe
fünf nackte männliche Figuren. Das Ganze ist nichts weniger
5. als ansprechend, und dabei in der Farbe manierirt. In der
Galerie Pitti zu Florenz sieht man, unter seinem Namen,
ein Bild der drei Parzen, strenge, scharfefbedeutsame
Gestalten, Welches indess von Rosso Fiorentino ausgeführt
6. ist. Eine Darstellung der Leda, welche Michelangelo
ebenfalls in Tempera gemalt hat, soll sich, nach Eastlake, in,
England (als Carton und auch als Bild) befinden; im königl.
Schloss zu Berlin findet sich eine alte Copie dieser gross-
artigen Composition, die mannigfach als das Original ange-
führt wird.
Michelangelo bezeugte überhaupt wenig Neigung zur
Anfertigung von Staffeleibildern; doch liess er Manches von
seinen Schülern und andren Künstlern nach seinen Zeich-
Die noch ältere "Versuchung des h. Antonius", die Michel-
angelo, wie Condivi berichtet, im fünfzehnten Jahre nach dem berühm-
ten Stich Martin Schöns und mit naturalistischer Benutzung gekaufter
Fische etc. gemalt, befindet sich nach O. Mündler wohlerhalten in Paris,
im Besitz des Bildhauers H. de Triqueti (nicht, wie Bianconi u. A.
wollen, in Bologna).
i") Vasari, im Leben Michelangelds.