Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

167. 
Das 
Weltgericht. 
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Rechten die Auferstehung und darüber das Aufschweben der 
Gebenedeiten. Zur Linken die Hölle und das Niederstürzen 
der Verdammten, die frech in den Himmel empordringen 
wollten. 
Es ist der "Tag des Zornes" (Ilies irae), den der Maler 
unsern Augen vorgeführt hat, der Tag, von dem uns jenes 
alte Kirchenlied sagt: 
Qunnius tremor est _futurus, 
Quandojjudea: est veniurus  
(functa stricte discussurus ü). 
Zürnend Wendet sich der Richter gegen die Seite der 
Verdammten und erhebt abwehrend, verwerfend, nieder- 
schmetternd seine Rechte gegen dieselben. Angstvoll hüllt 
sich Maria zu seiner Seite in ihre Gewande, indem sie sich 
zu den Begnadigten umwendet  Die Märtyrer, zur Linken, 
erheben die Werkzeuge und Zeugnisse ihrer Marter anklagend 
gegen die, welche ihnen den zeitlichen Tod gebracht; die 
Engel, welche dieselben hier vom Eingange zum Himmel ab- 
wehren, vollstrecken das Rächeramt. Zagend und bang er- 
stehen die Todten; langsam und wie von der Schwere der 
irdischen Natur gefesselt, erheben sich die Begnadigten zu 
den Seligen empor, und auch durch deren Schaaren verbreitet 
es sich wie ein geheimes Entsetzen,  Freude, Ruhe, Be- 
seligung ist hier nicht zu iinden. 
Die Auffnssting ist einseitig, wir dürfen es nicht läugnen; 
und diese Einseitigkeit hat. auch auf die Ausführung der 
oberen Hälfte ungünstig eingewirkt. Wir sehen hier nicht, 
wie in andren Darstellungen verwandter Gegenstände, die 
Glorie des Himmels, nicht Wesen, welche das Gepräge einer 
höherem Heiligung und der Entäusserung menschlicher 
Schwächen tragen, vor uns, sondern überall noch den Aus- 
a?) WVelcher Schrecken wird da walten, 
WVenn der Richter kommt zu schalten, 
Streng mit uns Gericht zu halten. 
i") Das Motiv beider Figuren ist, wie bereits früher bemerkt, dem 
alten Frescobilde Orcagneüs (oder Lauratfs) im Campo Santo zu Pisa 
nachgebildet.
	        
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