t
ä
6
Erster
Abschnitt.
Meister
des
Jahrhunderts
und
ihre
Nachfolger.
Vorbemerkung.
g. 130. In der ersten Periode der neuerwachenden
Kunst, um das Ende des XIII. Jahrhunderts, hatte man die
heiligen, aus früher Vorzeit überlieferten Gegenstände mit
lebendigem Sinne darzustellen und in demselben Geiste wei-
ter zu bilden gestrebt; in der zweiten Periode war derGeist
und das Gemüth des Künstlers in freier selbstschöpferischer
Thätigkeit herausgetreten und seiner eigenen Kräfte, seines
eignen Rechtes bewusst geworden; noch ein Element war zur
Vollendung der Kunst erforderlich, das Studium, die freie,
naturgemässe Durchbildtmg der Form. Die Gewinnung die-
ses Elementes bildet die dritte Periode, welche rnit dem XV.
Jahrhundert beginnt und bis zum Anfange des XVI. währt.
WVas hiefür in den beiden ersten Perioden geschehen war,
hatte sich im Wesentlichen noch in engeren Gränzen gehal-
ten; nur in" allgemeinen Bezügen war Naturnachahmung und
eine naive Auffassung charakteristischer Momente mit Glück
erstrebt worden; das freie Bewusstsein über die Gesetze der
Form und deren Erscheinung, die Verfolgung derselben bis
in ihre einzelsten Besonderheiten war noch durch die Bande
vorherrschend typischer Darstellungsweisen zurückgehalten
worden. Die dritte Periode bezeichnet die Befreiung der
Kunst in ihren äusseren Verhältnissen, wie in der vorigen