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Buch III.
Italien.
XVI.
Jahrhundert.
Leonardo.
164.
der Erfindung, edel im Styl und zart gefühlt, zugleich am
besten erhalten, ist hier die Anbetung der Königeli).
Aurelio Luini, der Sohn des Bernardino, steht dem Vater
lyetrachtlich nach; er erscheint zumeist als ein unerfreulicher
lilrlaiiierist. Sein Martyrthum des heil. Vincentius in der Brera
zu Mailand giebt hievon ein genügendes Zeugniss; es ist ein
grosses Frescobild und nur interessant durch den Umstand,
dass es einen wohlgelungenen Versuch, Freseomalereien auf
Leinwand zu übertragen, zeigt.
Marco d'()ggione (Üggione, Uglone, schon 1490 in
Leonardos Schule, gest. 1530). Ein tüchtiger Arbeiter im
Style des Leonardo, doch ohne die Kraft des Meisters und
ohne jene hinreissende Holdseligkeit und tiefere Anmuth des
B. Luini; in technischer Beziehung besonders durch einen
lßgewissen kälteren Farbenton unterschieden. Seine Fresken
in der Brera (aus S. M. della Pace stammend) sind nicht be-
deutend, meist unruhig in der Composition, und im Einzelnen
17- kleinlich. Unter seinen Staiiieleigemäilden finden sich da-
gegen einige von schönem, ruhigem Adel, wie namentlich das
Bild der drei Erzengel (in der Brera) in der Zeichnung der
Gestalten und dem zarten Ausdruck der Gesichter sehr be-
lämerkenswerth ist. Eine gute heil. Familie im Louvre; ein
Altarblatt in S. Eufemia zu Mailand. Seiner Copieen von
Leonardds Abendmahl ist bereits gedacht worden.
Andrea Salaino (Salai). Aehnlich wie der vorige,
19- doch etwas freier, kräftiger und wärmer im Colorit. Eins
seiner Hauptbilder, in der Brera, ist eine Maria mit dem
Kinde, dem Petrus die Schlüssel reicht; dahinter steht Pau-
lus; in der Composition minder bedeutend, zeichnet sich das
Bild durch leichtere Bewegung, nach Art des Leonardo, aus.
20. Vornehmlich beachtenswerth ist von ihm eine Ausführung
4:) Eine Madonna mit dem Kinde im Museum zu Dijon, ein "köst-
liches Bild" der heil. Familie, wobei die sich herzenden Kinder Jesus
und Johannes, im Museum zu Madrid; die Flora oder „Col0mbina"
aus der Galerie Orleans, jetzt in St. Petersburg, beide letztere sonst
für Arbeiten Lconardds gehalten (Passavant im Kunstblatt 1856,
S. 273).