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Buch HI.
Italien.
XVI. Jahrhundert
Leonardo.
164.
nardo's Namen berühmten Compositionen der Eitelkeit und
Bescheidenheit, des Christus unter den Schriftgelehrten u. a. m.
als nicht bloss von Luini gemalt, sondern auch als seine Er-
findungen. Seine Hand unterscheidet. sich sonst von der des
Meisters kenntlich genug durch die ungleich geringere Schärfe
der Durchführung, namentlich der Modellirung, so wie durch
eine grüssere Allgemeinheit des Ausdruckes, welcher neben
dem Typus des Leonardo bisweilen das Studium rafaelischer
Ideale erkennen lässt. Die Farbe ist blühend, selbst in den
Fresken, dagegen scheint Luini das Geheimniss harmonischer
Composition nicht ergründet zu haben. Mailand ist reich
.5. an Werken Luini's; die ambrosianische Bibliothek, die Ga-
lerie der Brera, die Privatsammlungen besitzen einen Schatz
6. anmuthvoller Staffeleigemälde. Im Dom von Como beüntlen
sich, ausser einem trefflichen Altarblatt, zwei Temperabilder
auf Leinwand, eine Anbetung der Hirten und eine Anbetung
der Könige mit einzelnen Gestalten von hinrcissender jugend-
licher Schönheit; Anderes a. a. O. Am bedeutendsten aber
erscheint Luini in seinen Fresken. Frühere Vverke dieser
Art enthalten noch häufig etwas jugendlich Schüchterncs und
Befangenes; zu diesen gehört der grösste Theil der Fresken,
welche aus eingegangenen Kirchen in die Sammlung der
7. Brera gekommen sind: die Darstellungen aus dem Leben
der Maria, aus der Kirche della Pace stammend, und die
aus dem Kloster della Pelucca. Letztere stellen meist my-
thische und ähnliche Gegenstände classischen Inhalts dar, sie
sind in einer mehr decorativen, aber eigenthümlichen sinnigen
8. Weise behandelt. Noch vorzüglicher sind die Fresken aus
Ovids Metamorphosen, welche jetzt im Hause Silva zu Blai-
land aufbewahrt werden. In den späteren Fresken Luinfs
entwickelt sich dagegen eine reife und edle lhlännlichkeit.
9. Hieher gehört zunächst. ein höchst treffliches Werk, Maria
auf dem Throne, von Heiligen umgeben, vom Jahre 1521,
aus der Kirche der Brera ebenfalls in die dortige Galerie
icgebracht. Sodann die zahlreichen Arbeiten im Monastero
maggiore (S. Maurizio) zu Mailand, Wo vornehmlich die Altar-
wand der inneren Kirche (mit Ausnahme des älteren Altar-