Spätere
Werke,
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lastes Aldobrandini zu Rom neuerdings in die National-
Galerie von London versetzt worden Christus erschgint
hier als ein Jüngling von grosser Schönheit, Milde und Tiefe
des Ausdruckes; eben so sind auch die Köpfe der Schrift.-
gelehrten voller Leben und Charakter. Von diesem Bilde
kommen wiederum mehrere alte Copieen vor; eine der schön-
sten im Palast Spada zu Rom.
Ein Jünglingsbildniss von wunderbarem Liebreiz, einen I2.
Pfeil in der Hand, einen kranzartigen Schmuck mit kleinem
Reiherbusch" um das reichwallendeiLockenhaar, durch den
Heiligenschein und die lilienartigen Stickereien des blauen
Mantels vielleicht als St. LudWigH) bezeichnet, früher angeb-
lich in der Galerie Estense, dann der Familie Diotallevi zu
Rimini (im December 1850 durch den römischen Kunsthand-
ler Leop. Fabri bei Rocca in Berlin ausgestellt, lDeutsch.
Kunstbl. 185l,'S. 6), hat unlängst der Graf Sergey Stroganoii
in St. Petersburg erworben. Wenige dem Leonardo zuge-
schriebene Werke haben darauf, nach Waageds Urtheil, so
überzeugenden Anspruch, als dieses, überdiess vortrefflich er-
haltene Bild, von dem eine, wiewohl schwächere Wiederho-
lung (vielleicht von Boltrafiids Hand) sich beim Herzog von
Devonshire in England befindet. IPast zweifellos bewahrt es
uns die Züge jenes Lieblingsschülers Antonio Salaino, dessen
Schönheit im Allgemeinen und dessen prachtvolles Haar ins
Besondere (nach Vasari) der Meister so hoch gehalten, und
schon die Behandlung dieses Haares allein würde die Aecht-
heit beweisen.
Im Jahre 1516 ward Leonardo an den Hof des Königs
Franz 1. nach Iüankreieh berufen. Es ist ungewiss, ob die
Compositionen einiger im Louvre befindlichen (vergeblichen) 13,.
Gemälde Leonardtfs erst in diese, oder vielleicht, wie die
schon erwähnten, ih eine frühere Zeit fallen. Dahin gehört
Passavant, a. a. O. S. 13. Fumagalli, a. a. O.
Waagen, England 1., s. m.
H) Der Pfeil (sonst u. a. Attribut der heil. Ursula) scheint gleich-
wohl auf eine andere Persönlichkeit zu deuten. v. B1.