Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

126 
Buch III. 
Italien. 
XVJ. 
Jahrhundert. 
Leonardö. 
162. 
dore des dortigen Klosters S. Onofrio, auf die Wand gemalt, 
befindet. Das Bild ist auf Goldgrund. Die Madonna, eine 
Blume haltend, ist in schöner Bewegung, in trefflicher Ent- 
wickelung der edelsten Gestalt, mit ungemein zartem Lieb- 
reize des Gesichtes dargestellt; das Kind jedoch hat, trotz 
der anmuthigen Bewegung (es greift mit der Linken nach 
der Blume und segnet mit der Rechten), noch etwas Hartes 
und Schweres, so dass ich das Bild in eine frühere Epoche 
des Künstlers setzen möchte, woraus denn freilich ein früherer 
Besuch Leonardds in Rom, der an sich auch nicht eben un- 
wahrscheinlich ist, folgen würdet").  
9' Ausserdcm beiindet sich noch eins der schönsten Ge- 
mälde Leonardos in Rom, und zwar in der Galerie des Pa- 
lastes Sciarra, es enthält zwei weibliche Halbiiguren, welche 
den Namen der. Bescheidenheit (Modestia) und der Eitelkeit 
(Vanitas) führen. Jene, die einen Schleier über den Kopf 
 trägt, zeigt ein reizend wunderbares, edles Profil von klarem 
und offenem Ausdrucke; sie winkt die Schwester zu sich, 
welche in zierlichem Schmucke, süss und verführerisch vor 
sich hinlächelnd, dem lieschauer gegenüber steht. Das Bild 
ist voll eigenthümlicher Kraft in den Farben, wunderbar 
10. vollendet, und nur leider etwas nachgedunkelt  -'-V0n der 
grössten Vollendung ist auch die einzeln stehende Halbfigur 
einer Eitelkeit  mit entblösster Brust und Blumen in den 
"Händen  früher in der Sammlung des Prinzen von Oranien 
zu Brüsselxw), jetzt wohl im Haag.  
11. Eine andre, ebenfalls sehr schöne Composition, nicht von 
Leonardds eigener Hand, sondern von Luini ausgeführt, 
 welche Christus in der Mitte von vier Schriftgelehrten dar- 
stellt (ebenfalls halbe Figuren) ist aus der Galerie des Pa- 
ü) Nach Passavanfs Vermuthung schon im Jahre 1431  S, 
d'Aginc0u1't a. a. O. 'l'af. 174. 4- Vgl. eine Notiz von v. Reuv 
mont, Kunstbl. 1837, N0. 66. 
H) Fumagalli a. a. O. schreibt das Bild dem Luini zu. Nach, 
Rumohr ist es_v0n Salaino unter der Theilnahme des Meisters ge- 
malt (drei Reisen, S. 316), nach Passavant von Luini. 
 Passavant, Kunstreise, S. 393.
	        
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