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Spätere
Werke.
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Unter andre Arbeiten, die Leonardo in Florenz aus- 4-
führte, gehört zuerst eine grosse Anbetung der Könige in
der Galerie der Uffizien daselbst, die jedoch ebenfalls nur
Carton zu nennen ist, da nur die leichte braune Untermalung,
welche vornehmlich die Sohattenwirkung des Ganzen andeu-
ten sollte, fertig geworden ist, eine reiche und schön ge-
ordnete Composition, in welcher die allgemeine Aufregung,
Anbetung, selbst Erschütterung auf eine ganz neue, meister-
hafte Weise zum Hauptmotiv gemacht ist. Sodann einige 5.
Portraits, vornehmlich das einer Frau, Welche Vasari als eine
"göttliche Erscheinung". bezeichnet, der Mona Lisa, Gemahlin
des Giocondo, eines Freundes des Leonardo. Letzteres ist
im Pariser Museum, ein Bild von ausserordentlichem Lieb-
reiz und von zartester Vollendung; Leonardo hat daran in
einemIZeitraIIm von vierJahren gearbeitet und gab es end-
lieh doch als ein unvollendetes Werk ab. Selbst in seinem
jetzigen durchaus verdorbenen Zustande übt dieser wunder-
bare Kopf der reifsten südlichen Schönheit auf dem duftigen
Hintergründe einer steilen Gebirgslandschaft, trotz des wie-
derum etwas verfa-nglich sentimentalen Ausdruckes, einen
eigenthümlichen Zauber aus. Von höchster und reinster
Grazie sind die Hände der Dame ü). Mehrere Copieen des-
selben Bildes befinden sich in anderen Galerieen, z. B. in
München. Das Bild eines stattlichen alten Mannes in "der 6.
Dresdner Galerie, das sonst für den Giangiacomo Triulzi
(Feldmarschall König Ludwigs XII. von Frankreich) und ein
Werk Leonardois galt, ist jetzt als Portrait des englischen
Goldschmieds Morett von der Hand des jüngern Holbein
anerkannt.
Nachdem Leonardo eine Reihe von Jahren als Ingenieur 7.
und Polytechniker hauptsächlich in Oberitalien gelebt, trat er
im Jahre 11313 eine Reiee nach Rom an, soll sich dort jedoch
nicht lange Zeit aufgehalten haben. In diese Zeit setzt man
ein Madonnenbild, welches sich in einem der oberen Corri- 8.
4') Uebcr einen verwandten Kopf
Waagen, Deutschland II, S. 40.
in
der
Augsburger
Galerie
vgl.