118
Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Leonardo.
161.
Privatbesitz in England; mehrere flüchtige Entwürfe befinden
sich in der Akademie zu Venedig, eine Originalzeichnung
zur ganzen Composition in der kaiserl. Sammlung der Hand-
Zeichnungen zu Paris. Unter den zahlreichen mehr oder min-
der genauen Copien sind vornehmlich die des Marco d'()ggi0n0,
eines Schülers des Leonardo, ausgezeichnet, deren eine in
Oel und "in der Grösse des Originales, sich früher in der
Karthause bei Pavia, gegenwärtig in der Akademie zu Lon-
don, eine andere sich im Refektorium des Klosters zu Ca-
stellazzo, Lmfern von Mailand, befindet. Nach solchen Mitteln
hat man neuerdings versucht, Leonardos Composition in mög-
lichst würdiger Weise auf's Neue zu reproduciren, wohin ich
namentlich den Kupferstich von Raphael Morghen, sowie be-
sonders den Carton des Mailänders Bossi (in der Grösse des
Originales) rechnen muss, welcher letztere sich in der ehe-
maligen Leuchtenbergschen Galerie zu München befand (jetzt
in St. Petersburg?) und danach von Bossi selbst ein in Oel
gemaltes Bild, behufs einer Wiederholung desselben in Mosaik,
ausgeführt wurde. Das Mosaik befindet sich zu Wien, in
der Augustinerkirche. Unter solchen Umständen ist uns
immer wenigstens eine allgemeinere Kenntniss von Leonar-
do's Abendmahl aufbewahrt.
Zunächst
sehen
wir
demselben
in
die
E1118
früher
Vorzeit
überlieferte Anordnung beibehalten, dass nämlich die Versam-
melten an derHinterseite eines langen und schmalen Tisches,
Christus in der Mitte, sitzen; jedenfalls die würdigste aller
erdenkbaren Darstellungsweisen (iitlls man nicht geradezu
den Begriff eines Mahles aufgiebt, wie z. B. Luca Signe-
relli, F iesole u. A. hierin mehr das kirchliche Sakrament dar-
gestellt haben), überdiess eine Anordnungsweise, die ins-
besondere für das Refektorium eines Klosters, wo die Mönche
ganz in derselben Art umhersitzen und das Bild ihren Tischen
gegenüber, ihrer Versammlung sich anschliessend, aber durch
höhere Stellung und grösseren Maassstab der Iiliguren empor-
ragend erblickten, höchst passend ist. Sodann aber sehen
wir diese Darstellung, xvvelche die alten Künstler zu einer
unerfreulichen Steifheit und Monotonie verführte, und welche