116
Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Leonardo.
5161.
sohiiftigt haben. Die eine war eine Reitcrstatue von kolos-
salsten Dimensionen zum Andenken des Francesco Sforza,
Vaters des Lodovico, welche in Bronze gegossen werden
sollte. Für die Arbeit des Pferdes hatte Leonardo die gründ-
lichsten anatomischen Untersuchungen angestellt. Als ein
erstes Modell dieses Monumentes vollendet War und bei einem
Festzuge als das Präehtigste, was man aufführen konnte, in
der Reihe mit hinging, ward es zerbrochen. Leonardo be-
gann mit unermüdeter Geduld ein neues Modell. Wegen
Geldmangel, der den Lodovico in seiner späteren Regierungs-
zeit drückte, kam es jedoch nicht zum Gusse, und als Mai-
land im Jahre 1499 von den Franzosen erobert ward, diente
das Modell den gaskonischen Armbrustschützen statt. der
Zielscheibe.
6- Die zweite grosse Arbeit Leonardds zu Mailand war
das Abendmahl, welches er im Refektorirun des Klosters
S. Maria delle Grazie, auf einer 28 Fuss langen Wand, die
Figuren bedeutend über Lebensgrösse, ausführte Die Ge-
schichte dieses wunderbaren und unerreichten Bildes ist nicht
minder tragisch als die des vorigen: wäre es möglich ge-
wesen, was Franz I. 16 Jahre nach dessen Vollendung
wünschte, die ganze Wand auszubrechen und das Gemälde
nach Frankreich zu führen, so Wäre es vielleicht auf unsere
Zeit erhalten geblieben. Schon dass Leonardo, um ein so
grossartiges Unternehmen bis ins geringste Detail durch-
arbeiten zu können, statt der Frescomalerei sich zur Anwen-
dung von Oel arben entschloss, scheint von vorn herein keine
günstige Wahl. Sodann sind die Gebäude jenes Klosters,
vermuthlich also auch die Wand, darauf das Bild gemalt ist,
schlecht ausgeführt und die Lage der Wand neben der ehe-
maligen Küche und Speisekammer nicht eben günstig. Dann
brach bereits im Jahre E500 eine Ueberschwemmung über
Mailand herein, wodurch jener Saal beträchtlich unter Wasser
gesetzt wurde und das schlechte Mauerwerk, zur Aufnahme
181
Gius. Bossi: Del cenacolo di Leonardo
Goethe's Werke, XXXIX, S. 97 E.
da
Vincz".
Milano