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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Leonardo.
160.
161.
Würde, in einer Milde und Schönheit darzustellen, wie es
nur das Werk des grössten Genie's sein kann.
ä. 161. Leonardo war der natürliche Sohn eines gewissen
Pietro, Notars der Signoria von Florenz und wurde von
diesem in die Schule des Andrea Verocchio gegeben, von
welchem Meister er zunächst die Richtung auf gemeinsames
Studium der Sculpttir und Nlalerci empfangen haben dürfte.
1. Jener Taufe Christi, die Andrea gemalt und darin ein Engel
von der Hand des Schülers dem Meister das fernere Malen
verleidet haben soll, habe ich bereits erwähnt (S. 37).
Von anderen Jugendwerken Leonardos ist wenig bekannt.
Erzählt wird, dass er einst ein fabelhaftes Üngethüm gemalt
und dazu an Kröten, Schlangen, Eidechsen, Fledermäusen
u. s. w., u. s. w., deren er eine ganze Menagerie angelegt,
die Studien gemacht habe, so dass der eigene Vater vor
Schreck über das Graunbild zurückgefahren sei, das Gemälde
9- hernach aber für guten Preis verkauft habe. Ebenso malte
er einen Medusenkopf, der abgeschlagen unter allerlei Gewür-
men auf der Erde liegt, und den man noch gegenwärtig in der
Galerie der Uflizien zu Florenz zu besitzen meint; doch stimme
ich derjenigen Meinung bei, welche dies Gemälde für eine
spätere (aber immer sehr treffliche) Copie des Originales er-
klärt f); meisterhaft ist auch noch in diesem mehr verblasenen
Bilde, als es-Leonardols Art ist, die fahle bräunliche Leichen-
farbe, der aus dem Munde aufsteigende bräunliche Dampf,
der Todeskrampf in dem gläsern stieren erlöschenden Auge.
Sodann werden aus der früheren Zeit Leonardois vor Allem
zwei Cartons gerühmt, von denen der eine den Neptun auf
sturmbewegtem Meere, mit Nymphen und Tritonen tungeben,
der andre den Sündenfall der ersten Menschen in reizend
durchgeführter Landschaft des Paradieses darstellte. Beide
sind nicht mehr vorhanden. Ueber andre dem Leonardo zu-
geschriebene Jugendwerke wage ich nichts zu entscheiden;
es ist noch so wenig Gründliches über seine Werke vor-
gearbeitet, und bei weitem das Meiste, welches in den
v. Rumohr,
Forschungen,
ltal.
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