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Francia
und
seine
Schule.
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Die Pinakothek zu Bologna, enthält, ausser dem oben
besprochenen Bilde, noch eine Reihe sehr vorzüglicher Tafeln
von Franeiafs Hand. Auch in auswärtigen Galerien kommen
nicht selten Gemälde von ihm vor. Eins der allersehönsten
befindet sich in der Galerie von München: das Christuskind
in einem Rosenzwinger liegend und vor ihm die Mutter, die
Hände über der Brust gekreuzt, im Begriff ins Knie zu
sinken. Kleinere Bilder (Halbliguren der Madonna oder der
heil. Familie) findet man am meisten verbreitet. Sehr be-
merkenswerth ist noch das Portrait des Vangelista Seappi in
den Uflizien zu Florenz.
Nachmals trat Francia mit Rafael in einen freundschaft-
lichen Briefwechsel. Er starb im Jahre 1517, nachdem kurz
zuvor eins der Hauptwerke Rafaels, die heil. Cäßiliß, ein
Bild, an welchem sich die Kunst in ihrer freien, geläuterten
Entwickelung zeigt, F- nach Bologna gekommen War. Man
sagt, der übermächtigeiEindruck dieses Gemäldes habe den
alten Meister getödteti").
Franciafs Madonnen wurden mannigfach von seinen
Schülern nachgeahmt, und nicht alle, welche in den Samm-
lungen mit dem Namen des Meisters benannt werden, sind
darum wirklich von ihm gemalt. Zu den vorzüglichsten
Schülern Francizüs gehören sein Vetter Giulio und sein
Sohn Giacomo Francia, welche in der Weise des Meisters
zu malen fortfuhren, jedoch weder die Schönheit und Würde,
noch die Tiefe seiner Bilder erreichten. Die Pinakotheklo.
von Bologna, das Museum von Berlin u. a. O. besitzen zahl-
reiche Bilder von ihrer Hand. Ein anderer Künstler, der
durch die Schule des Francesco Francia gelaufen, ist Amico
Aspertini, ein wunderlicher Phantast, der die Richtung
der Schule dieses Meisters mit der von Ferrara verbindet.
Ueber diese vielbestrittene Frage s. die deutsche Uebers. des
Vasari Bd. I1, Abtheilung II, S. 353. Dass Francia. nicht vor Neld
starb, ergiebt sich schon aus seinem durchaus freundschaftlichen Ver-
hältniss zu Rafael und aus seinem begeisterten Sonett an denselben,
ebenda S. 350.