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Buch III.
Italien.
XV. Jahrhundert.
Umbrien.
156.
tüchtige Gemälde besitzt. Auch in der Brera zu Mailand
ist ein Bild dieses Meisters vorhanden, ferner Vvandgemälde
zu Forli, Faenza, Matellica.
g. 156. Bedeutender als diese Künstler und mit Perugino
auf gleicher Höhe stehend, ist Francesco Raibolini von
- Bologna, genannt: Francesco Franciax), (geb. um 1450,
st. 1517). Dieser Künstler hat viel Verwandtes mit dem
Perugino, nur zeigt sich bei ihm die schwärmerische Senti-
mentalität des letzteren mehr gemässigt und an deren Stelle
eine freiere, mehr ansprechende Offenheit; der es jedoch eben-
falls nicht an dem Ausdruck eines tiefen und innigen Gefühls
fehlt. Ueber den Bildungsgang Francitfs ist nichts Näheres
bekannt. Von Hause aus ein Goldschmied und im Anfertigen
der Stempel für Münzen und Medaillen sehr ausgezeichnet,
soll er sich erst im vorgerückten Alter mit Vorliebe der Aus-
übung der Malerei zugewandt haben. Bedeutenden Anlass
hiezu gab, wie es scheint, der Umstand, dass Giovanni Benti-
voglio, welcher damals an der Spitze von Bologna in einer
fast fürstlichen Stellung stand, auch seinem Palast fürstlichen
Schmuck verleihen wollte, zu welchem Unternehmen mehrere
Maler aus benachbarten Städten (des Francesco Cossa und
Lorenzo Costa habe ich bereits erwähnt) berufen wurden.
Francesco Franoia soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf
seine Leistungen im Fache der Malerei zuerst durch ein Ge-
l. mälde erregt haben, welches er im Jahre 1490 im Auftrage
der Familie Felicini für die Kirche S. M. della Brlisericordia
gemalt hatte, und ihm darauf von Gio. Bentivoglio das Bild
für den Altar seiner Kapelle in S. Giacomo maggiore über-
tragen worden sein. Das erstgenannte Bild befindet sich
gegenwärtig in der Pinakothek von Bologna; es stellt eine
Madonna auf dem Throne und die Heiligen Augustin, Francis-
cus, Proclus und Monica, Johannes den Täufer und Sebastian
dar und ist bereits in hohem Grade, vornehmlich in dem
eigenthümlich warmen Colorit und der tiefen Innigkeit des
a) Gio. Aless. Calvi: Memorie della vita
Franc. Raibolini, detto z'l Francia. Bologna l812.
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delle
opere
di