Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch I. 
Christl. Alterthum. 
Spätrömischer Styl. 
stalten, Welche dem Nischenbilde in S. Vitale weder im Styl 
2. noch in der Ausführung nachstehen.  Links (also auf der- 
jenigen Seite der Kirche , Welche ehemals den Frauen vorbe- 
halten War) erblicken wir einen ganz ähnlich angeordneten 
Zug von Bdärtyrinnen und Bekennerinnen, ausgehend aus der 
durch Hafen und Festungswerke angedeuteten Vorstadt 
Classis; an der Spitze des Zuges die Anbetung der drei Kö- 
nige. Auf einem Throne, von vier schönen Engeln mit Stä- 
ben umgeben, ist hier die Matdonna, vielleicht zum ersten- 
mal als Gegenstand der Verehrung, und zwar als reife Wa- 
trone mit segnend atlfgehobener Rechten abgebildet, über 
dem Haupte einen Schleier, um dasselbe einen Nimbus. Auf 
ihrem Schoosse sitzt das schon herangcwachsene, völlig be- 
kleidete Christuskind, ebenfalls segnend. Von den Gestalten 
der drei Könige ist zwar ein grosser Theil restaurirt; doch 
erkennt man noch die lebendig ausgedrückte eilige Bewe- 
gung und den prachtiroll barbarischen Schmuck: reichgesaumte 
NVämser, kurze Seidenmäntel, Beinkleider aus Tigerfellen, 
hellfarbige Schuhe. Auch hier ist dieser letzte Theil des 
Wfandfrieses am besten behandelt, ähnlich wie der gegenüber 
3. stehende Christus.  Weiter hinauf, zwischen den Fenstern, 
sind einzelne Figuren von Aposteln und Heiligen in Nischen 
stehend dargestellt; die dunkle und schwere Schattirung ihrer 
weissen Gewänder und die starre und schroffe Auffassung 
deuten wohl auf eine etwas spätere Zeit, auf das VII. Jahr- 
hundert hin. Ganz oben, über den Fenstern, sind in sehr 
kleinem ltlassstabe, jetzt kaum erkennbar, die WVunder Christi 
abgebildet. 
4_ Hier dürfen wir wohl die Mosaiken in der Kapelle 
des erzbischöflichenPallastes zu Ravenna einreihen, 
welche zwar durch nicht zu verachtende geschichtliche 
Gründe ein höheres Alter in Anspruch zu nehmen scheinen, 
ae) v_ Quast, a. a. 0., S. 26, WO die Mitte des V. Jahrhunderts 
als Entstehungszeit angenommen wird, hauptsächlich weil ein Mono- 
gramm: WPetrns" auf den damals lebenden Erzbischof Petrus chryso- 
logus zu beziehen sei. Wir möchten eher den Erzbischof Petrus 1V., 
56:) bis 574, vorschlagen.  Die Chronologie der Mosaiken überhaupt
	        
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