Mosaiken.
Cosma. e Damiano in Rom.
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pflegt und seinen Ausdruck bald in Symbolen bald in un-
mittelbaren Darstellungen sueht, hat sich der schon seit dem
ersten christlichen Jahrhundert. mit Begeisterung gelesenen,
vielverbreiteten Offenbarung Johannis beinächtigt. Wie aber
in der Geschichte Christi die Momente der Allmacht, nicht
die des Leidens dargestellt werden, so sind es bei der Apo-
kalypse noch nicht die Gestalten des Abgrundes, sondern
die Sinnbilder der Verherrlichung Christi und seiner Gemeinde,
denn noch stehen wir einer jungen Kirche gegenüber, Welche
vor allem die Glorie ihres Herrn dargestellt wissen will,
und einer zwar abgelebten und gesunkenen Kunst, welche
aber aus ihren schönen Tagen noch Kraft und Würde genug
besitzt, um sich von dem Ungeheuerliehen und Formlosen
fern zu halten.
g. 13. Ueber die schlimmsten Zeiten vom Untergange 1,
des weströmischen Reiches bis auf den grossen Theodorich
Scheint die Kunst stille gestanden zu haben, ohne jedoch dess-
halb Rückschritte zu machen. Die meisten Mosaiken des
sechsten Jahrhunderts stehen hinter denjenigen des fünften
in der Auffassung nur ganz unmerklich und in der glanz-
vollen Technik gar nicht zurück; den Hauptunterschied dürfte
man Wohl in einer zunehmenden Leblosigkeit des noch immer
prachtvollen Ornamentes und in einer etwas veränderten Be-
handlung der Farbenverhältnisse, der Modellirung und der
Schattengebung finden.
Wir eröffnen diese neue Reihe mit dem schönsten Mo- 2.
saik des altchristlichen Roms, demjenigen von SS. Cosma e
Damiano am Forum (526 530). Ueber dem Bogen der
(ziemlich grossen) Hauptnische "sieht man zu beiden Seiten
des Lammes vier Engel von ausgezeichnetem, doch schon
etwas strengem Styl, und weiterhin apokalyptische Sinnbilder;
die 24 Aeltesten sind bis auf wenige Spuren durch eine mo-
derne Vermauerung verloren gegangen. Eine gedämpfte,
vielleicht aber nur durch das Alter üllßßhßillbar gewordene
Goldiläche mit rothen und blauen Wölkchen bildet den Hin-
tergrund, während früher und noch einige Zeit später wenig-