Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch I. 
Christl. Alterthum. 
Spätrömischer Sty]. 
hindurch sieht man auch den untern Theil des Körpers 
Christi, eine Darstellungsweise, die bis tief inls Mittelalter 
hinein im Gebrauche blieb, wahrscheinlich weil man sich vor 
einer unvollständigen Darstellung der Gestalt des Erlösers 
scheute  wenigstens ist bei andern Figuren, WO diese 
Rücksicht wegfiel, der im "Wasser stehende Theil in der 
Regel Linsichtbar. Christus imit seinen langen geseheitelten 
IrIaaren entspricht ungefähr dem oben beschriebenen Kata- 
kombentypus. Das Ganze ist noch -so ziemlich im Geiste 
eines antiken Mythus gehalten und einfach, ohne Nimbus 
und Gloricn, vorgetragen, nur dass ein Kreuz zwischen 
Christus und dem Täufer steht. Der Jordan als Flussgott 
mit Schilfblättern taucht links aus dem Wasser hervor und 
reicht ein Tuch zum Trocknen dar; mit den Engeln, welche 
in spätem Darstellungen diesen Dienst versehen, ist jene Zeit 
noch sehr sparsam.  Die ornamentistische Gesammtwirkung 
des Baptisteriums, die Anordnung der Gestalten im Raume, 
und der feine Fa-rbensinn lassen uns, beiläufig gesagt, erra- 
then, welche Fülle von echter Pracht und Schönheit. mit den 
Prunkräilmen des späteren kaiserlichen Roms untergegangen 
sein muss. 
1_ ä. 12. Von ganz anderer Art sind die zwischen 432 
und 440 ausgeführten, jetzt stark restaurirten Mosaiken des 
Mittelschiffes und Triumphbogens von Santa Nlaria Niag- 
giore in Rom. An den Obermauern des Biittelschifiies sind 
in 3l Bildern (die verlorenen abgerechnet) Begebenheiten des 
alten Testamentes aus der Patriarchenzeit und aus der Ge- 
schichte des Moses und Josua in kleinem Massstabe darge- 
stellt; am Triumphbogen aber, zu beiden Seiten des apokalyp- 
tischen Thrones, der Apostel Petrus und Paulus und der 
Sinnbilder der Evangelisten, sieht man in mehrern Reihen 
übereinander Scenen aus der Geschichte Christi, von der Ver- 
kündignng bis zur Enthauptung J ohannis, so dass auch hier 
noch die Passion ausgeschlossen ist. (Bei der Anbetung der 
Weisen sitzt das Christuskind allein auf dem Throne, Wäh- 
1'end seine Mutter unter den Zuschauern steht). Unten, zu 
beiden Seiten des Bogens, die Gläubigen unter dem Bilde
	        
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