Mosaiken.
Baptisterium
VOIl
Ravenna.
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(männliche und weibliche Heilige und drüber Widder, Pfauen,
Seepferde, Hirsche und Greife), meist weiss auf rothgelbem
oder grauem Grunde. Dann folgt mit dem Beginn der
Kuppel, Wiederum in Mosaik, ein reicher Kranz von 4
Altären mit offenen Büchern (Evangelien), 4 TIJYOIIQU mit
Kreuzen, 8 Bischofsstühlen unter Muschelnischen und 8 zier-
lichen Gartenlauben (Gräbern welche symmetrisch unter
einander vertheilt und durch eine schöne, fast noch pompeja-
nisch gedachte Architektur eingefasst sind. Innerhalb dieses
Kreises befinden sich die Hauptdarstellungen: rings die 12
Apostel in kolossaler Grösse, und in der Mitte als Rundbild
die Taufe Christi. Die Apostel erscheinen auf grünem Boden
und blauem Hintergrund, unter einer weissen, goldverzierten,
das Mittelrund tnngebendeil Draperie, getrennt durch goldene,
aufsteigende Akanthuspflanzen. Ihre Gewänder sind grossen-
theils von Goldstoli"; Kronen in den Händen tragend schrei-
ten sie in ungezwungenem Rhythmus Würdevoll daher, in
schönstem Gegensatze zu der starren Regungslosigkeit späterer
hlosaiken. Die Köpfe sind, Wie in manchen Katakomben-
bildern, etwas klein und dabei keinesweges jugendlich ideal
und allgemein, sondern lebendig individuell, ja von derjenigen
spatrömischen Pliisslichkeit, Welche sich in den Porträts jener
Zeit oft geltend macht. Trotz der sehreitenden Bewegung
sind sie nicht im Proül, sondern en face dargestellt, und zwar
in einem sonst so vorzüglichen Werke gewiss noch nicht aus
Unbeholfenheit, sondern Weil der Gläubige möglichst Wenig
von dem heiligen Antlitz verlieren sollte. In Ermangelung
eines festen Aposteltypus, dessen Anfänge sich höchstens in
der Gestalt des heil. Petrus zeigen (ein Greisenkopf, doch
noch ohne Glatze), sind sie durch Beischriften kenntlich ge-
macht. Herrlich sind insbesondere die Motive und die Aus-
führung der Gewänder, welche in ihrem weichen Schwung,
in ihren grossartigen Massen an die besten römischen
Arbeiten erinnern; Wie bei antiken Victorien erscheinen sie
von unten her angeweht und gleichsam von überirdischem
Sturmwinde bewegt. In dem Mittelbilde, der Taufe Christi, 2-
ist das Nackte noch gut und ungezwungen; durch das WVasser
Kugler Malerei 1. 5