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Buch
Christl. Alterthum.
Spätrömischer Styl.
als Andeutung der Zukunft des Herrn, die der Nische end-
lich als die Darstellung seiner Glorie, seiner ewigen Herr-
lichkeit betrachten, obschon man damit im einzelnen Falle
nicht immer durchkommen wird, indem besonders die Nische
meist eben nur die Beziehung Christi zu den Namensheiligen
und Stiftern der betreffenden Kirche darstellt. Von den
Passionsdarstellungen, welche im Mittelalter den Hauptaltar
einnahmen, ist hier noch keine Spur, weil sie der Kunst noch
nicht zusagten, und weil man überhaupt nicht sowohl eine.
epische Darstellung der Geschichte Christi, als einen möglichst
vielseitigen Ausdruck der Idee der Kirche suchte. (Desshalb
die Märtyrer, die Heiligen, die apokalyptischen Sinnbilder,
die Aeltesten, die Lämmer, und am Ende in der Elauptnische
selbst die Gründer der betreffenden Kirche.) Die Symme-
trie, welche hier überall zu Tage tritt und seitdem der
religiösen Kunst bis an's Ende des Mittelalters treu geblieben
ist, dürfen wir desshalb noch nicht als ein christliches Kunst-
princip geltend machen, da sie der monumentalen, mit
der Architektur verbündeten Malerei von selbst zu allen Zei-
ten anhing. Allerdings haben aber die heiligen Zahlen der
biblischen Geschichte: 3, 4, 12, 24 u. s. w., und später der
Parallelismus alttestamentlicher und neutestamentlicher Dar-
stellungen viel zu ihrer Ausbildung beigetragen.
s. 11. Das älteste uns bekannte Mosaikwerk des fünf-
ten Jahrh, die innere Dekoration des Baptisteritims
beim Dom von Ravenna, ist in Betreff der Figuren wie
der Verzierung eins der allervorzüglichsten in seiner Art.
Das Gebäude ist achtseitig und wölbt sich oben rund zu
einer Kuppel zusammen. Eine doppelte Bogenstellung be-
kleidet die Wände; in den Füllungen der untern sind
zwischen herrlichen Goldarabesken auf blauem Grunde acht
Propheten dargestellt, welche in der ganzen Atitfassung, vor-
züglich in den Gewandmotiven sich von spätern antiken
Werken nicht unterscheiden; bei einer kecken und flüchtigen
Ausführung ist die Schattirung noch ziemlich vollständig
durchgeführt. Die obere Ordnung hat zwischen reichem
architektonischem Schmuck statt der Mosaiken Stuccoreliefs