62
Buch
Christl.
Alterthum.
Spätrömischer
Styl.
das durch die Kaiser und durch fromme Vermächtnisse über-
aus reich dotirte Bisthum mehr und mehr zum Centrum der
Hierarchie; in Ravenna residirten die letzten Mitglieder des
theodosisehen Kaiserhauses, dann mehrere ostgothische Könige,
und neben und nach ihnen ein orthodoxer Erzbischof, dessen
Macht und Würde dem Papstthilm lange Zeit nicht viel nach-
stand. Die Malerei tritt hier wieder in einen innigen Bund
mit der Architektur und lässt sieh von dieser nicht bloss in
der äussern Anordnung, sondern auch im Gedanken mannig-
fach bestimmen. In den meist runden oder vieleckigen Bap-
tisterien (d. h. Taufkapellen), wo der Schmuck hauptsächlich
der Kuppel galt, ergab sich als Hauptbild von selbst die
Taufe Christi, um welche etwa die Gestalten der Apostel
einen äussern Kreis bilden. In den Wenigen grössern Kup-
pelkirchen mit Ümgängen sind die Mosaiken meist nicht mehr
vorhanden, doch dürfen wir auf eine gewiss grossartig ausge-
2. dachte Gesammtcomposition schliessen. Dazu berechtigt uns
die Anordnung der Mosaiken in den noch einigermaassen
vollständig vorhandenen Basiliken. Diese im Abendland
vorherrschend gewordene Bauform ein Langgebäude von
drei oder fünf Schiffen, durch Säulenreihen getrennt, das
Mittelschiff höher als die übrigen, schliessend mit einer oder
drei Nischen an der Hinterwand, vor welchen sich hie und
da ein Querschif hindurehzieht bot für die lNIalerei eine
Abstufung von Flächen dar, ivvelche je nach ihrer Beziehung
und örtlichen Nähe zum Altar (dieser stand zunächst vor der
Nische des MittelschifFs) etwa folgende, in vielen Fällen wie-
derkehrende malerische Ausschmüokung erhielten.
3. Der Hauptnische hinter dem Altar blieb, als dem feier-i
lichsten Theile des Ganzen, in der Regel die kolossale Ge-
stalt des stehenden oder thronenden Christus aufbehalten, zu
willkiihrlich ungenau, dass auf den Styl nirgends zu schliessen ist.)
J oh. Georg Müller: die bildlichen Darstellungen im Sanctuarium
der christlichen Kirchen vom 5. bis 14. Jahrh. Trier 1835. A, F. v. Q uast:
die altchristl. Bauwerke von Ravenna, Berlin 1842. (Dr. E. Braun
giebt gegenwärtig die Mosaiken von Rom in trefilichen Abbildungen
heraus.)