F rühste
Mosaiken.
Oostanza.
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Kunst nur äusserst wenige Künstlernamen vorfinden, hängt
mit dem moralischen Zustande des damaligen Kunstwesens
überhaupt zusammen. Wo der Sinn des Bestellers so sehr
auf Darlegung des Luxus, auf künstlerische Verschwendung
im Grossen angelegt ist, wie hier, wird der Ruhm des Künst-
lers immer vor der Pracht der stofilichen Ausführung zurück-
treten, obwohl derjenige, welcher in einer Zeit wie das IV,
V. Jahrhundert zum erstenmal z. B. den Typus des segnen-
den Christus feststellte, wie wir ihn etwa in SS. Cosma e
Damiano Enden werden, gar wohl die Unsterblichkeit ver-
dient hatte.
Es liegt in der Natur der Sache, dass aus den kirch- 7'
liehen Mosaiken, nachdem sich ihr Styl vollständig entwickelt
hatte, ein ganz anderer Geist spricht, als aus den Gruftbil-
dern. Wir haben es jetzt nicht mehr mit den an verborgener
Stätte entstandenen Werken einer verfolgten Gemeinde zu
thun, welche sich mit dem auch Hüchtig ausgeführten Symbol
um seines innern Sinnes willen zufrieden giebt und sich über-
diess vor unmittelbarer Darstellung des Heiligsten scheut,
sondern mit den prunkvollen Siegeszeichen einer triumphiren-
den Kirche, Welche über jene theologische Scheu hinaus ist
und statt der Vorbedeutung und Verheissung jetzt die Er-
füllung dargestellt haben will. Die Ausführung ist die gr0ss-
artigste, die Technik die kostbarste. Freilich ist man wieder
um ein Jahrhundert Weiter von der Blüthezeit der alten
Kunst entfernt, ohne noch ein wesentlich neues Prinzip der
Darstellung gefunden zu haben, allein der antike Geist ist
noch mächtig genug, um die neuen Gestalten und Gegen-
stände mit Würde, hie und da selbst mit Majestät zu er-
füllen.
ä. 10. Die meisten und wichtigsten Mosaiken des fünf- 1-
ten und der folgenden Jahrhunderte finden sich in den Kir-
chen von Rom und Ravenna"). In Rom gestaltete sich
L
k) Vollständige Sammlung, auch von seither verloren gegangenen
Denkmälern: Oiamp ini: Vetem monumental, in guibus praeczjpua
musiva opem illustrantur, Roma 1747. (Die Abbildungen leider so