Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Mosaik. 
Das 
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der gewöhnlichen Sage) mit täuschenden Nachahmungen leb- 
loser, scheinbar am Boden liegender Gegenstände (Kehricht, 
Speisereste u. dgl.), schritt dann schnell zu grossen historischen 
Compositionen fort und hatte unter den ersten Kaisern die 
höchste technische Ausbildung und Verfeinerung erreicht; 
seitdem erst scheint es auch als Wandschmuck in Gebrauch 
gekommen zu Seim") Im Geleit der römischen Herrschaft 
verbreitete es sich über die alte Welt, und wurde am Euphrat 
und am Atlas in derselben Weise ausgeführt wie in Brittan- 
nien. Der innere Uebelstand, dass solchen Bildern jeder 
unmittelbar geniale Zug fehlte, indem das Werk von Arbei- 
tern nach Cartons fast lnaschinenmässig gefertigt. wurde, schien 
der römischen Solidität. genugsarn durch die ewige Dauer 
aufgewogen. Die innern Bedingungen dieser Kunstgattung, 
das Zurückgehen auf möglichst einfache und grcsse Formen, 
das Verzichten auf reiche, gedrängte Compositionen, die ge- 
ü) Wir gestehen, dass uns die Mittelglieder zwischen den kleinen 
Kabinetstiicken in Mosaik, wie sie Pompeji und das kaiserliche Rom 
geliefert, und den auf einmal beginnenden riesenhaften Wandmosaiken 
der christlichen Zeit bis jetzt fehlen. Die Tempel, Thermen und Palläste 
der spätern Kaiser enthalten oder enthielten bis in die ncuern Zeiten 
zahlreiche Wandmalereien, Stuccds und Bodcnmosaiken, aber unseres 
Wissens keine Mosaiken an Decken und Wänden. Zwar sagt uns 
Plinius (XXXVl, 04) ausdrücklich, das Mosaik habc neuerlich vom Fuss- 
boden ausgehend auch die Gewölbe in Besitz genommen und werde 
seitdem von Glas gemacht; auch wisse man (Cap. 67) alle Farben 
darin auszudrücken und die Gattung sei jetzt für die Malerei so ge- 
fügig und geeignet als irgend eine. Allein die wenigen über das kleine 
Wandbild und den Fussboden hinausgehenden Beispiele sind rein orna- 
mentistischer Art und ohne Figuren, (die vier Säulen aus Pompeji, die 
zwei Mosaikbrunncn ebenda, ein Grabdenkmal der Vigna Campana in 
Rom u. a. 111.), während es doch sehr befremdend ist, dass weder an den 
Gewölben der Diocletiansthermen noch an jenen anderer Bauten dieser 
Zeit Spuren von Malereien höherer Gattung in diesem sonst so dauer- 
haftem ltlatel-ial sich gefunden haben. Fast möchte man glauben, die 
historische luosaikmalerei im grössern Styl sei erst im Laufe des vierten 
Jahrhunderts und dann plötzlich in grosser Ausbreitung aufgekommen, 
Man beachte, dass Anastasius im Leben S. Silvestcrs, wo die pracht- 
vollen Kirchenbauten Constantids beschrieben und ihre kaum glaub- 
lichen Zierstücke aufgezählt werden, von Mosaiken gänzlich schweigt. 
(Allerdings widmet er ihnen auch sonst keine grosse Aufmerksamkeit.)
	        
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