Symbolische
Darstellung
des
Alten
Testaments.
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Gebirge durch einen Berggott, die Stadt durch eine Göttin
mit der Mauerkrone, die Nacht durch ein Weib mit Fackel
und sternbesäetem Schleier, die Morgenfrühe durch einen
Knaben mit Fackel, der Himmel durch einen Mann der einen
Schleier über seinem Haupte schwingt, sinnbildlich dargestellt,
und Manches dieser Art lässt sich bis in's XIII. Jahrhundert
hinein nachweisen. Andere heidnische Gestalten, Wie z. B.
die nackten Kindergenien, welche schon das spätere Alterthum
mehr nur in decorativem Sinne gebildet hatte, dauern Wenig-
stens bis in's V. Jahrhundert, und selbst der späte Mythus
von Amor und Psyche kommt noch an christlichen Sarko-
phagen vor, vielleicht indem man ihn auf die ewige Liebe
umdeutete.
Indessen konnte der so reiche epische Gehalt der heiligen 5..
Schriften einer noch immer ungeheuer ausgedehnten Kunst-
übung und dem Drange nach künstlerischer Gestaltung, wie
er im römischen Reiche vorhanden War, sich auf die Länge
nicht entziehen,'so sehr sich auch ein Rest heiliger Scheu vor
der unmittelbaren Darstellung Christi und seiner Geschichte
geltend machen mochte. Hier trat nun vermittelnd jene
schon dem apostolischen Zeitalter eigene theologische An-
schauungsweise ein, welche, über den gewöhnlichen Begriff
der messianischen Weissagung hinausgehend, die Personen
und Ereignisse des alten Testamentes überhaupt als Vor-
bilder derjenigen des neuen autfasste. So wurde es möglich,
das neue Testament unter dem Gewande des alten darzu-
stellen, und dem Verlangen nach historischer Composition
ohne Anstoss Genüge zu leisten, wenn auch nicht immer auf
schöne und tiefsinnige Weise. Sehen wir z.B. den Abraham
dargestellt, welcher im Begriff ist, seinen Sohn zu opfern, so
wird darunter Gott verstanden, der „also die Welt geliebt
hat, dass er seinen eingebornen Sohn dahingab." Sehen Wir
den Moses, welcher einen Bach aus dem Felsen schlägt, und
IQDieUdQ, die daraus trinken, so deutet diess auf Christi
wunderbare Geburt aus dem Schoosse der Jungfrau; er ist,
nach dem yVOI-te des Propheten, „der Heilsbrunnen, aus dem
mit Freuden Wasser geschöpft wirdg" er ist „der geistliche