Symbolische
Darstellung
Christi.
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und wirkungsreioh andeuteten, ohne das scheue Gefühl durch
Verkörperung des Unfassbaren zu verletzen. Die biblischen
Gleichnissreden und vieles Andre gaben hiezu die vielseitigste
Gelegenheit.
ä. 5. Vor Allem musste es darauf ankommen, ein sym- 1,
bolisches Bild solcher Art für den Heiland selbst und seine
erhabene Sendung zu finden, welches, im Gegensatz gegen
jene kunstlosen graphischen Zeichen des Kreuzes und des
Monogramrnes, gegen jene nicht sehr bestimmten Symbole
des Lammes, des Weinstocks, des Fisches, dem Auge in
künstlerisch eindringlicher Wirkung gegenüberträte. Die
Erinnerung an die eignen Worte Christi entschied sehr bald
über die Wahl des Gegenstandes. Christus selbst hatte ge-
sagt: „[ch bin ein guter Hirt." Er hatte den Jüngern von
dem Hirten erzählt, der das verlorne Schaf zu suchen in die
Wüste gehe und dasselbe, wenn er es gefunden, auf seine
Achsel mit Freuden lege, der sein Leben lasse für seine
Schafe; er war als solcher auch schon von dem Propheten
bezeichnet worden. S0 ward Christus als guter Hirt dar-
gestellt, und unzählige NIal finden wir ihn in dieser Ver-
gegenwärtigung auf den frühesten christlichen Kunstwerken
aller Gattungen, selbst als Statue. Bald sehen wir ihn in-
mitten seiiier Schafe, allein oder mit Gehülfen, ein Schaf lieb-
kosend oder eine Ilirtenflöte in der Hand, bald erscheint er
trauernd über das verlorene Schaf, und dann, wie er das
wiedergefundene auf den Schultern trägt; letztere Vorstellung
war die häufigste von allen und fand sich schon zu Tertullians
Zeit in der Regel auf den gläsernen Abendmahls- und Agapen-
kelchen vor. Gewöhnlich ist er als idealer Jüngling darge-
stellt, zuweilen als bärtiger Mann; in einfach hoehgeschürz-
tem Gewande, oft auch mit dem kurzen, über die Schultern
hängenden Regenmantel der Hirten. Ein anmuthig idyllischer
Zug, der unwillkührlich zu stillen Betrachtungen reizt, geht
durch alle diese Darstellungen. .W0hl geeignet, ernste, wenn
auch eben nicht erschöpfende Gedanken anzuregen, ist es zu-
gleich der Gegenstand einer heitern künstlerischen Dekoration,
die sich vortrefflich der antiken Dekorationsweise, wie die-