Symbolische
Darsfellung
Christi.
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diesen Stab trug; die Keule, das Sinnbild der Stärke, war
ursprünglich das Attribut des Herkules; die Greifen, die man
so oft in der antiken Ornamentik angewandt findet, waren
Ap0ll0 heilig und erinnerten an die Geheimnisse seiner Sen-i
dung; das geheimnissvolle Symbol der Sphinx hielt die Kunde
von der Oedipus-Mythe und allen Gräueln derselben leben-
dig, u. s. w. Diese Sinnbilder konnte man nicht beibehal-
ten, Ohne fort und fort. an die Mythen, die man verabscheute,
erinnert zu werden. Aber man konnte andere an ihre Stelle
setzen, die keinen Bezug auf die Mythen hatten, die im Ge-
gentheil die Hingabe an die neue Lehre bezeichneten. Die
orientalische Weise der Lehre durch Gleichnisse, die sich in
der heiligen Schrift so häufig findet, gab hiezu vielfache Ver-
anlassung; man entnahm Sinnbilder unmittelbar aus diesen
biblischen Gleichnissen, man erfand andere in demselben
Sinne, man behielt gelegentlich auch antike Sinnbilder bei,
die keinen unmittelbaren Bezug auf die Mythe hatten und zu
einer christlichen Umbildung wohl geeignet waren. S0 ent-
stand ein grosser Kreis von Symbolen christlichen Inhalts,
die den Gegenständen des täglichen Gebrauchs, auf denen
man sie anbrachte, eine höhere WVeihe gaben und zugleich
ein Erkennungszeichen für die Glieder der neuen Lehre
Waren. Sie sind die ersten Versuche einer selbständig
künstlerischen Thätigkeit im Sinne des Christenthums Er-
zeugnisse freier Uebereinkunft, nicht priesterlich vorgeschrie-
bene Hieroglyphen.
Zu diesen Symbolen gehören zunächst zwei einfache gra- 3-
phische Zeichen, die als solche freilich dem Begriffe der
Kunstform fast noch gar nicht unterliegen: das Kreuz und
das Monogramm des Namens Christi. Das Kreuz
galt schon seit frühester Zeit als Zeichen der Erlösung. Das
Menegramm wurde aus den beiden ersten Buchstaben des
griechisch geschriebenen Namens Christi (X und P) zusam-
Inengesgfzt, in der Regel in dieser Form: Das X erin-
nerte hierbei schon von selbst an die Kreuzform; absichtlich
und zur grösseren Vereinfachung des Zeichens gab man dem-
selben daher auch gelegentlich die einfache Kreuzstellung