Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch 
Christl. 
Alterthum. 
christen den Heidenchristen noch das Gleichgewicht hielten, 
Wem konnte es gelüsten, ein Heilandsbild nach solcher An- 
schauungsweise, den alten Götterbildern gegenüber, aufzu- 
stellenl  
 g. 3. Hiernit aber war der menschlichen Natur, war- 
dem Bildungstriebe, der ihr von dem Schöpfer eingepflanzt 
ist, Gewalt angethan. Die Flucht vor der Kunst war nicht 
durch Mangel an künstlerischem Vermögen, sondern nur durch 
die äusseren Verhältnisse veranlasst; die Stellung des Christen- 
thums zur Kunst musste sich ändern, sobald in diese äusscren 
Verhältnisse eine Aenderung eintrat. Als das Christenthum 
öffentliche Anerkennung erhielt, als es die herrschende Re- 
ligion ward, ergab sich bald auch die Gelegenheit, die Kunst 
aus dem Dienste des Heidenthums zu lösen, sie für christ- 
liche Zwecke zu gewinnen, christliche Kunsttypen und Dar-e 
stellungsweisen, im Gegensatz gegen die heidnischen, aus- 
zubilden. 
_ Und ehe noch diese glanzendere Zeit gekommen war, 
schon in den Zeiten der Bedrückung und lllissachtting, hatte 
sich der natürliche Bildungstrieb nicht gänzlich verläugnen 
lassen. Leben und Sitte des Alterthums waren allzu eng 
mit künstlerischen Formen durchwachsen, als dass die der 
neuen Lehre Huldigenden sich ganz und gar davon hätten 
losmachen können. Fast alles Geräth des täglichen Lebens 
hatte seine ausgebildete Form, seine bildliche Verzierung, 
die ihm nicht bloss ein anrnuthiges Gepräge, sondern zugleich 
auch eine sinnvolle Bedeutung gab. Wenn man sich mit 
allen Kräften sträubte, Gegenstände abergläubiseher Ver- 
ehrung, mochten sie auch in höchster Vollendung ausgeführt 
sein, in das neue Leben hiniiberzuführen, so war es doch 
nicht unbedingt nöthig, der äusseren unschuldigen Sitte in 
jeder Beziehung zu entsagen. Nur war allerdings jene Sinn- 
bildnerei, die sich über die Gegenstände der letzteren er- 
streckte, grösstentheils ebenfalls dem Mythenkreise entnom- 
men. Adler und Blitz waren das Symbol der obersten Macht, 
Weil sie dem Oberherrn der alten Götter zukamen; der Stab 
mit zwei Schlangen bezeiehnete den Handel, weil Merkur
	        
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