Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Christliches 
Alterthum. 
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bewegen, war eins; wie hätte das Christenthum solches Thun 
seinen Anhängern gestatten, wie hätte es von da her eine Un- 
terstützung für seine Sendung erwarten können! Und da 
111ml gar Wohl erkannte, wie gewichtige Dienste: ja Welchen 
Schutz die Kunst dem Heidenthum leistete, so entwickelte 
sich in dem Kampf gegen letzteres auch bald ein heftiger 
Widerspruch gegen die Kunst. Die Künstler, die Verfertiger 
der Götterbilder, galten als Boten und Diener des Teufels; 
wer solches Gewerbe trieb, war tmfähig, das reinigende Bad 
der Taufe zu empfangen, bevor er dem verabscheuungswür- 
digen Dienste nicht völlig entsagt; wer, getauft, dennoch 
das alte Gewerbe wieder aufnahm, ward aus der Gemeinde 
ausgestossen. 
Die feindliche Stellung gegen die Kunst in ihrer vor- 2. 
handenen Erscheinung führte sogar zu einem Kampf gegen 
die künstlerische Anschauung überhaupt. Die alten Götter 
wirkten durch die erhabene Würde, durch den bezaubernden 
Reiz, den die Künstler in ihrer äussern Gestalt ausgeprägt 
hatten; das Christenthum wollte nur geistig wirken, ohne 
alles Aeussere, welches den Sinn auf irgend welche WVeise 
hätte befangen, welches den reinen Gedanken irgend wie 
hätte trüben können. Ueberdiess lag es in der Natur der 
Dinge, dass die hart. verfolgte christliche Kirche des ersten 
Jahrhunderts in Christo das Vorbild alles Leidens und Dul- 
dens suchte, und so durfte der hohe Gründer der reinen 
Lehre auf Erden auch nicht erschienen sein den alten Göt- 
tern vergleichbar, schön, majestätisch, dass man mehr auf 
ihn gesehen, als auf sein beseligendes Wort gehört 
hätte. Seine Gestalt musste klein gewesen sein,_ niedrig, 
von hässlichem Aussehen. So war er ja auch schon von den 
Propheten vorher verkündigt worden. „Er hatte keine Ge- 
stalt noch Sßhöne; wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, 
die uns gefallen hättef  „weil seine Gestalt hässlicher ist, 
denn anderer Leute und sein Aussehen, denn der Menschen- 
kinder." (Jesaias 53, 2; 52, 14.) In der That scheint dies 
die vorherrschende Ansieht in den ersten Zeiten der christ- 
lichen Kirche gewesen zu sein, besonders als die Juden-
	        
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