Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch 
Christl. 
Alterthum. 
aus. Die kolossalen und prächtigen Werke, die sie für die 
Zwecke des öffentlichen und des Privatlebens aufführten, 
wurden mit griechischen Kunstgebilden oder mit künstlerischen 
Arbeiten, deren Erfindung doch von den Griechen herstammte, 
ausgeschmückt. J ("dem Gegenstande des Lebens wurde sein 
besonderes künstlerisches Gepräge gegeben. Das, uras aus 
der nationell griechischen Anschauungsweise hervorgegangen 
War, erhielt nunmehr, von seiner nächsten Heimath, von sei- 
nem nächsten Zwecke abgelöst, einen Weiteren Inhalt; die 
griechische Form ward allgemeines Schönheitsgesetz, die grie- 
chischen Kunsttypen wurden das Material einer allgemeinen 
Bilderschrift. Jener unschuldsvolle Zauber, Welcher über die 
Schöpfungen aus der selbständigen grossen Blüthezeit der 
griechischen Kunst verbreitet ist, musste bei diesen WVand- 
lungen, bei diesem Umhertragen durch alle Welt freilich ver- 
loren gehen; aber die allgemeineren Grundsätze von Maass 
und Form, die allgemeineren Grundzüge der Gestaltung wa- 
ren von den griechischen Meistern doch zu fest vorgezeichnet 
worden, als dass sie sofort hatten verwischt werden können. 
Ueberall, in den wildesten Luxus, in das roheste Verderb- 
niss des Römerlebens hinein, war mit der griechischen Form 
Wenigstens ein Theil des religiösen Sinnes der Griechen ein- 
gedrungen; überall sprangen dem Beschauer die Bezüge jener 
reichen Welt von göttlichen, heroischen, dämonischen Wesen 
in die Augen. Die Kunst war die mächtigste Trägerin des 
alten religiösen Glaubens. 
 g. 2. Da trat das Christenthum in die Welt, die Wahr- 
heit des einen Gottes und seines Heilandes zu verkünden, 
die Lüge des Heidenthums aufzudecken. Eine Erneuerung 
der Welt, geistig, von innen heraus, sollte angebahnt werden. 
Das Christenthum, das nur an den geistigen Menschen An- 
spruch machen wollte, hatte kein unmittelbares Bedürfniss, 
sich mit der Kunst zu verbrüdern, wie es die heidnischen 
Religionen gethan. Von der Kunst aber, die es vorfand, 
deren ganzes Wesen und Sein bedingt war durch die Reli- 
gion des Heidenthums, musste es sich scheu zurückziehen. 
Künstlerisch schaffen und sich im Gedankenkreise der Mythe
	        
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