Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Franz 
Theodor 
Kugler. 
niss, und er ist auf diese Weise der mittelbare Urheber man- 
ches tüchtigen Werkes geworden. Er konnte weder Material 
noch Kraft unverwerthet sehen, und ruhte, wo es vorkam, 
nicht, bis er beides zur gedeihlichen Wirksamkeit in den 
Strom der Entwickelung hineingeführt hatte, der um ihn 
fluthete. Und hierin zeigte er, für wie unpraktisch er immer 
in den kleinen Dingen des täglichen Daseins, und vielleicht 
nicht mit. Unrecht, gelten mochte, einen grossartig praktischen 
Sinn. Es fehlte selbst den umfassendsten Plänen die genaue 
Erörterung des Details nicht. So erinnern wir uns, in der 
Handschrift ein Memorandum von ihm gelesen zu haben, 
worin nicht nur die von allen Archäologen anerkannte Noth- 
wendigkeit erneuerter und gründlicher Ausgrabungen in 
Olympia dargelegt, sondern zugleich auch ein vollständiger 
Plan für die zweckmässigste Verwirklichung dieser Idee bis 
in die Einzelheiten angegeben war. Sein geübter, fast un- 
trüglicher Blick leistete ihm in diesen Dingen wesentlichen 
Vorschub. Er hatte, was man einen Treffeij zu nennen pflegt. 
Es ist mehr als einmal vorgekommen, dass spätere Entdeckun- 
gen früher von ihm ausgesprochene und von andern bestrit- 
tene Muthmassungen bis auf's letzte bestätigt haben. Da 
war auch keine Spur von irgend einem Schwanken, wie es 
auch in seinen jüngern Jahren niemals bei Einem Gegen- 
stande, sondern nur zwischen den verschiedenen Gegenstän- 
den stattgefunden hatte. Denn- trotzdem, dass Kugler durch 
vielseitige Anlagen und Talente für Vieles geeignet und auf 
manchen Wegen Ausgezeichnetes zu leisten bestimmt schien, 
kann doch kaum Jemand gedacht werden, dem innerlichst 
sein Weg und seine Bestimmung so genau vorgeschrieben 
und abgegrenzt war. Er war kein Philosoph im strengen 
Sinne des Wortes, er war kein praktischer Künstler ersten 
Ranges, er war kein Staatsmann in der vollsten Bedeutung 
dieses Charakters; aber er war dies alles in solchem Grade 
und so weit, um dadurch ein so viel besserer Kunsthistoriker 
zu sein, der er ganz war. 
Was man an ihm am meisten bewundern konnte, war 
seine energische Arbeitskraft. Einmal mit einer Sache be-
	        
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