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Schule
Neapel.
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sprechend. Von grösstem Werthe ist das Blatt, auf welchem
sieben Engel die Dämonen bändigen; hier zeigt sich das
glücklichste Streben nach Hoheit, Würde und Schönheit.
Die folgenden Maler lassen zwar den Einfluss der Schule 2.
Giottds im Allgemeinen erkennen, gehören aber auf keine
Weise zu den Höhepunkten derselben. Als die bedeutend-
sten, von Welchen noch erhaltene Werke nachzuweisen sind,
werden Maestro Simone und seine Schüler Stefanone
und Francesco di Maestro Simone (letzterer der Sohn
des Meisters) erwähnt. Von Simone befinden sich zu S. Lo- 3.
renzo maggiore in Neapel zwei Altartafeln, von Stefanone
eine heil. Magdalena in S. Domenico maggiore (Capella S.
Martino), von Francesco ein treffliehes Wandgemälde, Ma-
donna in throno und die Dreieinigkeit, in Santa Chiara, links
neben der Islauptthürli).
Die Gestalten dieser Neapolitaner des XIV. Jahrhunderts
zeigen im Ganzen keinen angenehmen Typus; die Köpfe ha-
ben bei einer kreidigen Carnation im Ausdruck etwas Lee-
res und Zweideutiges; von bewegten Compositionen, in wel-
chen die übrigen Nachfolger Giottds eine so hohe Stufe er-
reichten, ist fast nichts vorhanden. Gegen das Ende des 4,
Jahrhunderts trat derjenige Maler auf, welcher den Ueber-
gang zu der spätem realistischen Schule von Neapel bildet:
Colantonio del Fiore (T 1444). Üeber die meisten der
von ihm noch vorhandenen Werke lässt sich indess bei ihrem
gegenwärtigen verwahrlosten Zustande kein sonderliches Ur-
theil fällen. Ein Altarbild in San Antonio del Borgo, Wel- 5.
ches den heiligen Abt. dieses Namens von musieirenden u. a.
Engeln umgeben darstelltH), gehört noch Wesentlich der eben
geschilderten Bildungsweise an. Sehr zerstört und kaum
kenntlich ist ein Wandbild an dem Kirehlein S. Angele a
Nilo, in der Lunette über dem Hauptportal. Ein berühmtes
Gemälde der Studj in Neapel, welches dem Colantonio früher
beigelegt wurde, ist jetzt mit überwiegenden Gründen der
L
ü) Vergl. Crowe und Cavalcaselle I, 31.9 ff.
H") D'Agincourt, Malerei, Taf. 130 u. f.