Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch II. 
Mittelalter. 
Ifalien. 
Gothischer Styl. 
127. 
als unübertreEliehe Werke geschildert werden, höchlichst zu 
bedauern. Gleichwohl genügt auch das Wenige, was man 
noch gegenwärtig von ihm kennt, zur Würdigung seines Ta- 
lentes und zu der Erkenntniss gewisser Stylverschiedenheiten 
6. zwischen seinen frühern Werken und den spätern. Zu den 
erstern gehört ein Frescobild der Madonna im Dom von Or- 
vieto; eine Madonna mit Heiligen, Donator und zwei Bäu- 
men, deren Kronen aus lauter Cherubim bestehen, im Mu- 
seum von Berlin (ein Bild, dessen Formenauffassung und 
7- Ausdruck auf sienesische Vorbilder hindeuten); sodann das 
Hauptwerk, eine Anbetung der Könige, mit Gentilßis Namen 
und der Jahrzahl 1423 bezeichnet, die früher in der Sakristei 
von S. Trinita zu Florenz aufbewahrt wurde, gegenwärtig in 
der Galerie der dortigen Akademie. Üeber den Bögen, 
welche das Bild einrahmen, befinden sich kleinere Darstellun- 
gen und unter diesen vier Propheten von herrlichster Maje- 
stät und Würde. Die Hauptdarstellung ist eine der vorzüg- 
lichsten dieses Gegenstandes und vergegenwärtigt den gan- 
zen Reichthum von naiver Poesie, womit die Anschauung des 
Mittelalters diesen Vorgang zu bekleiden pflegte, in den edel- 
sten und anmuthigsten Formen. Der Ausdruck der Beschei- 
denheit in der Madonna, der Freundlichkeit in dem holdseli- 
gen Kinde, der frommen Hingabe in den Königen und Hir- 
ten, die lebendige Schönheit der einzelnen Individuen, die 
epische Fülle und die feine, prachtvolle Ausführung weisen 
diesem Bilde eine Stelle unter den trefflichsten Werken der 
von Giotto abhängigen Schulen an, obschon die Charaktere 
und Formen noch nicht viel entwickelter sind als etwa bei 
Orcagna. Vorher (1411-1422) hatte sich Gentile in Vene- 
dig aufgehalten, wo er mit Giovanni und Antonio von lNIu- 
rano in Verbindung getreten sein mag. Bei andern Bildern 
Gentile's wissen wir in Ermangelung eigener Anschauung 
nicht anzugeben, 0b sie seiner frühern oder spätem Periode 
8'. angehören. Zu Fabriano selbst (Casa Bufera) befindet sich 
noch eine von Engeln umgebene Krönung Mariä, und ein h. 
9. Franz, der die Wundmale empfängt; eine Mädmlnzt in trono 
mit Engeln, drüber Gott Vater (im Styl dem Bild von Flo-
	        
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