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Buch II.
Mittelalter.
Italien.
Gothischer Styl.
der Schule zu Theil
hundert erwiesen.
werden
sollte ,
hat
erst
das
Jahr-
2- Wir beginnen billig mit einem der wenigen Werke von
monumentalen: Charakter, mit den Mosaiken der Capella
San Isidoro in San Marco (am Ende des linken Quer-
armes), welche gegen 1350 entstanden sind. Die Hauptzüge
des gothischen Styles walten hier bereits fast ausschliesslich
vor, aber sie sind nicht gepaart mit der poetischen Grösse
noch mit der. feierlichen Schönheit der bessern Nachfolger
Giottots, vielmehr zeigt sich bei fleissiger Ausführung eine
empiindungslose und ungeschickte Conception. Weitere Be-
lege für den damaligen Styl enthält die Gemäldesammlung
3- der venetianischen Akademie. Hier sieht man ein grosses
aus verschiedenen Tafeln bestehendes Altarwerk, Maria
Krönung zwischen 14 Scenen der heiligen Geschichte, welches
(mit Ausnahme des späteren Mittelbildes) dem Niccolö
Semitecolo, einem Künstler, der um die Mitte des XIV.
Jahrhunderts blühte, zugeschrieben wird. In diesem Werke
ist noch wenig von der allgemeinen Richtung der Zeit zu
bemerken; am meisten gleicht es den Arbeiten des Duccio,
ohne jedoch deren Trefllichkeit zu erreichen; die Goldschraffi-
rungen, der olivenbraune Teint und manche einzelne Motive
4- sind noch direkt byzantinisch. Mehr den Uebergang bezeich-
nend ist ein anderes Altarwerk, dessen Mittelbild ebenfalls die
Krönung der Maria darstellt, von Lorenzo Veneziano,
und, der Inschrift zufolge, vom Jahre 1357 oder 1367. Bei
grosser Strenge des Styles haben die Köpfe einen schönen,
sanften Ausdruck und die Gewandung fällt in runden, weichen
lilalten. Einzelnes erinnert schon an eine unmittelbare Ein-
5. Wirkung von Seiten der toskanischen Schule. Ein drittes,
früher dem Michele Onoria, jetzt dem Michele di
Matteo (Lambertini) da, Bologna zugeschriebenes
Altarwerk, welches in der Mitte die Madonna, und Heilige
zu ihren Seiten, oben den Gekreuzigten und die Evangelisten,
unten Geschichten der heiligen Helene enthält, Zeigt bereits
einen Weiteren Fortschritt. Dies ist noch mehr im Charakter
der Zeit, mit zierlichen Falten der Gewandung und einer