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Franz
Theodor
Kugler.
Ed. Mandel, stechen liess. So begegnet man Chamisso in
jungen und alten Tagen, Geibel, Robert Reinick, Eichendorff.
Die Lieder dieser Dichter sind auch hauptsächlich in den
Heften componirt, diese Compositionen durchaus originell und
tief zu Herzen sprechend. Man hört sie nicht in den Sa-
lons; aber wer Hausmusik liebt, der singt sie. NIanche von
seinen überaus lieblichen und ansprechenden Melodien sind in
den Volksbesitz übergegangen, der niemals fragt, wie er dazu
kommt, und Wer es ihm giebt. Auch mit jenem Studenten-
liede „An der Saale hellem Strande" War dies der Fall.
Dieses berühmt gewordene Lied hatte Kugler als Student im
Jahre 1826 in einer schönen Sommernacht auf einen Tisch
in der Rudelsburg geschrieben. Von da ward es aufgenom-
men und herumgetragen und fehlt seitdem in keinem deut-
schen Liederbuche und fast nirgends, wo deutsche Studenten
fröhlich beisammen sind.
In dieser Zeit des poetischen Schaffens, im Jahre 1848,
trat Kugler auch in den unter dem Namen „Tunnel" in Ber-
lin schon seit 1827 und noch immer bestehenden literarischen
Verein, zu dessen Haupt er mehrmals gewählt wurde. Dieser
Verein, der manche der vorzüglichsten Dichter und Künstler
zu seinen Mitgliedern zählte und zählt, übt durch eine höchst
unbefangene, scharfe und eingehende Kritik der Mitglieder
untereinander eine sehr glückliche Wirkung auf die Produc-
tion. Häufig veranstaltete Wettkämpfe, originelle Feste sind
in seinen Ztisammenkünften an der Tagesordnung, An Allem
nahm Kugler den heitersten Antheil, und seine anregende
und belebende Persönlichkeit verfehlte auch hier nicht, die
Wohlthätigste Wirkung auszuüben. Als ein mittelbares Er-
zeugniss, wie deren manche aus jenem Verein hervorgehen,
ohne dass sich sein Name damit verbindet, kann die Heraus-
gabe eines Jahrbuchs angesehen Werden, welche Kugler mit
Fontane unternahm („Arg0, belletristisehes Jahrbuch für
1854", Dessau). Ausser einigen Gedichten und einer längern
Novelle „Chlodosinda", stehen einige vorzügliche Aufsätze
über Drama und Oper aus seiner Feder in diesem Buche.
Letztere bilden zusammen mit „Drei Schreiben über Ange-