Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

P adua. 
D'Avanzo. 
397 
Einheit und Abrundung der Composition und überragt sie 
und alle seine Zeitgenossen in Allem, was zur malerischen 
Durchführung gehört, so bedeutend, dass er für das XIV. 
Jahrhundert immer eine ganz ausserordentliehe Erscheinung 
bleibt und einen frühzeitigen Üebergang zu der Stylweise 
des XV. Jahrhunderts bildet. Er zuerst hat den Ausdruck 
bis in seine Tiefen hinein specialisirt, ohne doch von der 
idealen, allgemeinem Bildung der Gestalt weit abzugeben und 
in das Porträtartige zu verfallen. Andacht, Ergebung, Ver- 
wunderung, Schmerz, Entsetzen weiss er mit gleicher Voll- 
kommenheit auszudrücken, und zwar nicht bloss durch das 
Mienenspiel, sondern durch die ganze Haltung, durch die 
Hände und die Stellung der Kniee. Nur der Ausdruck der 
Bosheit ist ihm, wie z. B. die Kreuzigung in der Kapelle 
San Felice lehrt, nicht gelungen; aber wenn andere Maler 
jener Zeit dabei in die Caricatur verfielen, so geht er viel- 
mehr in das Gleiehgültige und Bedeutungslose über. Die 
Köpfe heiliger Personen sind insgemein von einer grossartigen 
Schönheit. Wenn auch in der Kenntniss des körperlichen 
Organismus als eines Ganzen, und in der Gewandung noch 
kein sonderlicher Fortschritt zu bemerken ist, so erscheint 
dafür die Modellirung und die Abstufung- der Töne als eine 
zweite wichtige Errungenschaft, welche d'Avanzo in dieser 
Zeit allein bis zu solcher Ausbildung besass. Mag auch erst 
Masaccio mehrere J ahrzehnde später die Gesetze derselben 
aufgefunden haben, so ist schon hier durch eine glückliche 
Empirie die Sache selbst zur Erscheinung gebracht, während 
sich die übrigen Giottesken fortwährend mit einer allgemeinen 
Andeutung begnügten. 
Mit jener hlaeht des Individualisirens und mit diesen ge- 
steigerten Kunstmittcln ausgerüstet, ging nun d'Avanz0 noch 
einen Schritt Weiter über seine Vorgänger hinaus; es zeigen 
sich die ersten Anfänge des Strebens nach optischer Illusio n, 
und dieses ist zugleich der wichtige Punkt, wo sich die 
Spätere paduanische Schule des Squarcione und Mantegna an 
seine XVerke anschliesst. Offenbar hat er lange gesucht und 
gesonnen; in der Kreuzigung der Capella S. Feliee und in
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.