Padua.
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Zunächst erscheint derselbe in der vollen dramatischen 3.
Machtfülle der besten unter seinen Schulgenossen; wenn er
auch weniger auf stark bewegte Seenen ausgeht. Giotto und
seine Nachfolger betrachteten den Flächenraum ihrer Gemälde
als ein der möglichst durchgängigen Belebung bedürfendes
Ganzes; da aber die höhere Durchbildung der Landschaft,
der Architektur u. s. w., kurz die malerische Ergänzung des
iigürliehen Vorganges durch die sichtbare Welt ausserhalb
ihres Kreises lag, so gaben sie den Iclauptpersonen eine oft
sehr zahlreiche Begleitung bei, welche zugleich den Vorgang
durch Theilnahnie verdeutlichen half. D'Avanz0 erscheint
nun zwar in der Darstellung der Landschaft und der Per-
speetive bedeutend entwickelter; allein er behielt die bisherige
Compositionsweise bei und belebte sie neu durch die ihm
eigene individuelle Tiefe und Vielartigkeit. Auch in seinen
Hgurenreichsten Compositionen ist der Hauptgedzinke, der
Moment, immer klar und lebendig entwickelt. Dazu kömmt
nun noch eine Gabe des psychologischen Ausdruckes, eine
Intuition des Geistigen in dem Aeusserliehen, und eine Kennt-
niss der Form, wie sich diess bei keinem Frühern vereinigt
gefunden hatte. Das Bild der Kreuzigung (an der Altar-
wand), welches dasjenige der Capella San Felice in jeder
Beziehung übertrifft, zeigt in schön gesonderten Gruppen eine
Abstufung der verschiedenen Arten von Betheiligung an dem
Ereigniss, welche kaum in irgend einem andern Kreuzigungs-
"bilde mit solcher hohen Mässigung und Schönheit erreicht
werden ist; besonders herrlich ist der Kopf des todten Christus,
in Welchem der Maler viel weniger die Todesmattigkeit als
die Göttlichkeit hervorzuheben gesucht hat. Von den Bil- 4.
dern der Thürwand ist die Anbetung der Könige als eine
Composition zu nennen, Welche den grössten Reichthum mit
der weiscstcn Abgemessenheit verbindet. In der Flucht nach
Aegypten ist das lächelnde Antlitz der Madonna, zu Welchem
das Kind fröhlich emporsieht, von wunderbarem Zauber. Wie
einst bei Giotto, so ist auch hier diese Scene mit mehrern
Nebenfiguren (Hirten etc.) versehen, Die Legenden, an 5_
den Seitenwänden, enthalten einen Schatz an neuen, lebens-