Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

120. 
121. 
P adua. 
A ldighiero 
und 
d'Avanzo. 
393 
an scharfer Charakteristik. Die dramatische Axiffassungsart 
Giottds kehrt hier in geistvoller Weise wieder. Wo z. B. 
Jacobus die durch die Magier irre geführte Gemeine von 
Jerusalem belehrt, ist der verschiedene Affekt in den Zu- 
hörern, das Complott der Irrlehrer und ihre Ueberlieferung 
an die Dämonen meisterhaft zu einer lebendigen Scene ver- 
einigt. Höchst energisch tritt dann der Heilige mit seinem 
gebieterischen Machtwort den Dämonen wiederum entgegen; 
ihm gegenüber rotten sich die Juden zu seinem Verderben 
zusammen, und so schreitet die Erzählung mit einer Deutlich- 
keit, Entschiedenheit und plastischen Vollendung weiter, 
welche den besten giottesken Arbeiten nicht nachsteht. Be- 
sonders schön ist das vierte Bild, die Landung der Leiche 
des Jacobus an der spanischen Küste; vor einem festen Schloss 
am Meere wird der Leichnam- auf einen Stein gelegt; aus 
jeder Bewegung dcr Angehörigen spricht Ehrfurcht und Theil- 
nahme; ein Engel halt das Steuerruder des Schiffes. In den 
folgenden Bildern löst der Maler die schwierigsten Probleme; 
er schildert z. B. einen in den Fluss gestürzten Reiter, in 
dem vergeblichen Bestreben, das hohe Ufer zu erklimmen, 
und dgl. m. 
g. 121. Wenn Aldighiero sich hier nach Art der übrigen 1. 
Nachfolger Giottds noch mehr an das Allgemeine der Er- 
scheinungen des Lebens und der Charaktere gehalten hatte, 
wenn die Lust am Individualisiren bei ihm noch mehr zurück- 
tritt, so zeigt sich in den übrigen Bildern von d' Av a nz 0 , neben 
einer unverkennbaren Stylähnlichkeit mit Jeneln, eine ganz 
neue Richtung, welche zu einer baldigen Umgestaltung des 
von Giotto geschaffenen Styles führen musste. Es ist ein 
analoger Üebergang wie er sich in der gleichzeitigen Kölner 
Schule offenbart, nur bei ganz andern Prämissen und Um- 
ständen: das Einzelne, welches bisher nur in verallgemeinerter 
Gestalt, als Theil eines Ganzen, Geltung gehabt, wird nun 
als etwas für sich Gültiges behandelt; es beginnt eine Werth- 
sehätzung des Lebens als solchen. In sehr bemerkbarer Weise 
tritt das Interesse der [ndividualisirung mit gleicher, ja viel- 
leicht hie und da mit überwiegender Geltung auf neben dem_
	        
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