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Buch II.
Mittelalter.
Italien.
Gothischer Styl.
119.
Q.'119. Ungleich wichtiger ist die Gruppe von Malern,
Welche im XIV. Jahrhundert zu Padua thätig waren; ja
man kann sagen, dass ausserhalb Toscanzfs keine Stadt. oder
Gegend Italiens so viele vorzügliche Wandmalereien aus die-
ser Zeit besitzt. Damals herrschte dort das kunstsinnige Ge-
schlecht der Carraresen; hauptsächlich aber hat das National-
heiligthum Oberitaliens, die Kirche mit dem Grabe des heil.
Antonius, die Anwendung der besten künstlerischen Kräfte
in Anspruch genornmenik).
Allerdings-ist diese ältere paduanische Schule (Wenn der
Ausdruck gestattet wäre) Wesentlich ein Ableger der floren-
tinisehen; Giotto steht wie in Florenz so auch hier an der
Spitze, und zwar 1nit einem seiner grossartigsten Werke, den
Fresken in der Kapelle der Arena; auch sind seine Nach-
folger nicht lauter geborene Paduaner gewesen, namentlich
der ausgezeichnetste nicht, und ihr Styl geht so weit ausein-
ander, dass ausser der giottesken Grundlage kaum etwas
Gemeinsames als besonderer Schuleharakter übrig bleibt.
l. Zunächst lasst es sich sehr bezweifeln, ob Giotto irgend
einen unmittelbaren Schüler in Padua zurückliess, als er da-
selbst das eben erwähnte Werk (nach 1303) vollendet hatte.
Die Geschichte der paduanischen Malerei schweigt von da
bis zu Giusto Padovano, richtiger Giusto di Giovanni
Menabuoi, Schüler des Giovanni de Milano die), dessen ein-
ziges beglaubigtes Bild das Datum 1367 trägt und der über-
diess von Geburt ein Florentiner War. Dieses Gemälde, im
Besitz des Fürsten Friedrich von Oettingen-Wallerstein, ist
ein kleiner Flügelaltar, Wovon das Mittelbild die Krönung
Mariä zwischen Engeln und Pleiligen, die Innenseite der
Flügel die Verkündigung, Geburt und Kreuzigung, die Aus-
Dominicaner zu Treviso, welche lauter berühmte Männer dieses Ordens
darstellten (s. ebenda) noch vorhanden sind, ist uns unbekannt. Sie
trugen das Datum 1352.
ß) Für das Folgende ist eine Reihe von Abhandlungen E. För-
stei-"s, im Kunstblatt 1837, N0. 3 bis 17, nebst einem Aufsatz über
Giusto Padovano, Kunstbl. 1841, N0. 36, unsere Hauptquelle. AimL
d. I1. Aufi.
M) Vergl. Crowe u. Cavalcaselle II, 248 ff.