Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Oberitalien. 
Bologna. 
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der Ausdruck des Gemüthes, eine mehr oder weniger orga- 
nische Belebung der Gestalten und eine ganz neue drama- 
tisch-historische Behandlungsweise geltend. Die Anfänge die- 
ser Neuerung sind wohl als unabhängige, lokale Entwicke- 
lung zu betrachten; bald aber kömmt der Einfluss Giottds 
hinzu und 1'eisst. die oberitalienische Malerei zu Schöpfungen 
fort, in welchen der von ihm ausgehende Anstoss unwider- 
legbar zu Tage kömmt. 
Eine anfangs unabhängige Localschule tritt uns zunächst 1. 
in Bologna entgegen. Hier macht der von Dante (Pur-ga- 
torio XI, Vs. 83) erwähnte Franco Bologncs e den Ueber- 
gang von der byzantinischen Befangenheit zu einer naturge- 
mässcrn Darstellung. Eine Madonna von seiner Hand mit 
dem (retouchirten) Datum 1312 befindet sich im Palast Her- 
colani dasclbst. Dieselbe Erscheinung zeigt sich in den 
Vignetten eines aus Bologna stammenden justinianischen Co- 
dex in der königl. Bibliothek zu Paris.  Eine eigenthüm- 2. 
liche Weichheit der Auffassung und Behandlung, wenn auch 
in sehr befangenen Formen, tritt sodann bereits in denjenigen 
Resten älterer Wandmalerei auf, welche aus aufgehobenen 
Klöstern in die Kirche des Campo Santo bei Bologna ge- 
rettet worden sind.  Bedeutend erscheint, in der ersten 3. 
Hälfte des XIV. Jahrhunderts, der Bologneser Vitaleä"), 
welcher von den Bildern der heiligen Jungfrau, die er mit 
eigenthümlicher Schönheit darzustellen wusste, den Beinamen: 
dalle madonne erhielt; eine seiner Madonnen, die sich in 
der Pinakothek von Bologna befindet, ist ein Bild von eigen 
anmuthiger Bewegung und besonders das Gesicht der heil. 
Jungfrau sehr lieblich.  Aehnlich wie Vitale, war auch der 4, 
Bologneser Lippe di Dalmasio (vielleicht sein Schüler), 
der um den Schluss des XIV. Jahrhunderts blühte, durch die; 
Anmuth seiner Madonnen berühmt und erhielt denselben Bei- a" 
namen dalle Madonne.  Als seine Schülerin nennt man .5, 
die Ürsuliner-Nonne Beata Caterina Vigri, deren Arbei- 
ten jedoch erst um die Mitte des folgenden Jahrhunderts 
 Vgl. 
D'Aginc0u1't, 
Taf. 
127. 
25a
	        
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