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Franz Theodor
Kugler.
unausgeführt. Nichts von allen sehnlich erwarteten Reformen
erfreute die Angehörigen der Kunst, für welche mit dem
Rücktritt Ladenbergs eine Wenig erfreuliche Zeit beginnt,
die Kugler alle Lust und Freude an der Administration be-
nahm und ihn strenger wissenschaftlicher Forschung und Ar-
beit auf dem Gebiete der Kunstgeschichte wieder zuführte.
Hatte er doch selbst die Besorgung der neuen Auflagen sei-
nes "Handbuchs der Geschichte der Malerei" (zweite Auflage,
2 Bände, Berlin 1847) und des "Handbuchs der Kunst-
geschichte" (zweite Auflage, Stuttgart 1847), Welche in die
Zeit fiel, da er anfing, sich in das Gebiet der Verwaltung
hineinzuarbeiten, in die taktvolle und befreundete Hand von
Jacob Burckhardt legen müssen, dessen täglicher Verkehr in
seinem Hause es ihm übrigens leicht machte, die eigene Mit-
wirkung nicht fehlen zu lassen. Sowie aber später mehr
Musse gewonnen war, gab er sich dYRIIIELlIiSChQILAFbGltGII hin.
Frische Production war ihm nothwendig; er schwankte, ob
er den Pinsel oder die Feder dazu nehmen sollte. Nun war
er aber ebenso sehr durch Neigung getrieben als durch sein
Amt verpflichtet, dem Theater seine besondere Aufmerksam-
keit zuzuwenden. Ladenberg hatte eine hohe Meinung von
der Aufgabe und Wirkung einer guten Bühne, und es lag
ihm sehr daran, die Theater ihrer hohen sittlichen und künst-
lerischen Bestimmung gemäss zu reformiren. Mit der ihm
eigenthiimlichen Energie vertiefte sich Kugler in den ehren-
vollen Versuch, in einer Reihe von Biihnendichtungen die
gesunden und echten Grundsätze dramatischer Dichtung aus-
zuüben, um "seiner Nation auch auf diesem Gebiete etwas
sein zu können. Er schrieb in der Zeit von 1848-51 nach-
einander mehrere Bühnenstücke. Zuerst das Trauerspiel
„J akobäa", welches das Schicksal der unglücklichen Herzogin
von Kleve behandelt; dann folgte „D0ge und Dogaressa",
derselbe Stoff; den Byron in dem „Marin0 Falieri" bearbeitet
hat; „Die Tatarische Gesandtschaft", ein Schauspiel aus der
Zeitdes Grossen Kurfürsten; "Pertinax", ein Drama aus der
düstern Zeit römischer Prätorianerwirthschaft; "Hans von
Baisen", ein Bild aus der Zeit des Untergangs des Deutschen