Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

.378 
Buch II, 
Mittelalter. 
Italien. 
Gothischer Styl. 
115. 
alles diess ist höchst schön und ergreifend dargestellt. Lei- 
der ist die Kapelle ungemein dunkel, so dass man sehr gün- 
stiger Tage bedarf, um die Malereien nur einigermaassen ge- 
"7- nügend sehen zu können.  Später, um das Jahr 1414, 
malte Taddeo den vor der Kapelle befindlichen Vorsaal, in 
welchem er vornehmlich eine Galerie von den Bildnissen be- 
rühmter Redner, Staatsmänner und Kriegshelden des classi- 
sehen Alterthums, deren Tugenden die Gegenwart zur Nach- 
folge anreizen sollten, darstellte. Diese Arbeiten sind jedoch 
von geringerem Werthe; der Gegenstand derselben, der seiner 
inneren Bedeutung nach zu jener didaktischen Richtung ge- 
hört, stimmte nicht zu der schwärmerischen Individualität des 
Künstlers   
8. Minder bedeutend als Taddeo War ein Neffe oder Bru- 
der Domenico di Bartolo. Seine Fresken im Ospedale 
della Scala zu Siena (1444), welche die Werke der Barm- 
9- herzigkeit darstellen, sind flüchtig und selbst geistlos. Eine 
sehr grosse Ihlimmeltahrt Maria im Museum von Berlin zeigt 
zwar noch eine grossartig alterthümliche Anordnung, nament- 
lich in der kolossalen, feierlichen Gestalt der Maria, dagegen 
erinnert in den zahllosen Engeln der oft sehr realistische Ty- 
pus der Köpfe und die schwere, phantastische Gewandung 
unverkennbar an das XV. Jahrhundert. Der Idealkopf der 
Madonna ist leer und ohne höhere Reinheit der Form, die 
Malweise plump und zum Theil roh. 
10. Taddeds Arbeiten zu Perugia scheinen übrigens dort 
und in der Umgegend mannigfach. zur Nachfolge gereizt zu 
haben, wie sich vornehmlich aus einigen Wandgemälden, die 
an verschiedenen Orten in Assisi erhalten sind, ergiebt. 
(S. unten.) 
11. Der Charakter vorherrschender Milde sowie das Beibe- 
halten alterthümlieher Motive zeigt sich bei den Künstlern 
von Siena das ganze XV. Jahrhundert hindurch. Im Üebri- 
 Ueber andere Werke des 'l'addeo' vgl. Crowß u. Cairalcas. II, 156 ff. 
u. I, 396, wo ihm auch die Krönung der Maria im Campo Santo von 
Pisa. zugeschrieben wird. Ueber den Folgenden dasselbe Buch, Th. III, 52.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.