Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

115. 
Siena. 
Berna, Taddeo di Bartolo. 
377 
volle Auffassung, vorzüglich der Ausdruck eines tiefen reli- 
giösen Sehnens, bei einem anderen Sieneser, dem Taddeo 
di Bartolo hervor, dessen beglaubigte Werke in den An- 
fang des XV. Jahrhunderts gehören. Die älteren unter die-I 
sen sind einige Tafeln, die sich zu Perugia befinden, wo der 
Künstler längere Zeit gearbeitet haben soll; vornehmlich ein 
Altarbild, welches den Namen des Künstlers und die Jahr-- 
zahl 1403 führt und in der Sammlung der dortigen Akademie- 
atifbewahrt wird. Es ist eine Madonna mit dem Kinds und 
zwei Engeln, daneben der heil. Bernhard. Es sind edle Ge- 
stalten mit schön stylisirter und weich gezogener Gewandung, 
voll anziehender Innigkeit des Ausdrucks; vornehmlich schön 
und anmuthsvoll ist_ das Gesicht der Madonna.  Ebenda- 2. 
selbst sind noch zwei Tafeln, jede mit vier Heiligen, auch 
diese gar schön und würdig, doch nicht" so ausgezeichnet wie 
das vorige Bild.  In der Kirche S. Agostino zu Perugia 3. 
(im linken Kreuzflügel) hängt eine Ausgiessung des heil. 
Geistes, ein treffliches Bild, dessen Styl den anderen Bildern 
des Meisters vollkommen entspricht.  
Eine Verkündigung in der Galerie der Sieneser Aka- 4. 
demie, ebenfalls ein anziehendes Bild, kommt doch den Ar- 
beiten in Perugia nicht gleich.  Mehrere nicht sehr bedeu- 5. 
tende Bilder finden sich im Louvre zu Paris").  Viel be- 6. 
deutender sind die Wandgemälde, welche Taddeo in der Ka- 
pelle des öffentlichen Palastes zu Siena um das Jahr 1407 
ausführte. Dieses sind einige Geschichten der heil. Jung- 
frau, und zwar solche, die auf ihr Lebensende Bezug haben; 
eine eigenthümliche Weichheit, Adel und tiefstes innigstes 
Gefühl spricht sich durchweg in diesen Gemälden aus. Der 
stille Leichenzug der Jungfrau, dann ihr Begrabniss und wie 
Christus niederfährt und sie zum ewigen Leben auferweckt, 
a) Bei diesem Anlass müssen wir ein- für allemal die alte Klage 
Wiederholen, dass die meisten Bildertaufen des Louvre, was ältere Ge- 
mälde betrifft, von einer heillosen und wahrhaft unglaublichen Leicht- 
fei-tigkeit zeugen. Wir werden im Folgenden hauptsächlich die von 
Waagen vorgeschlagenen Benennungen berücksichtigen. (Anm. d. 
II. Aufl.)  Es soll in neuerer Zeit besser geworden sein. v. B1,
	        
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