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Buch II.
Mittelalter. Italien.
Gothischer Styl.
112.
Gestalten und zeigt, dass dem Künstler die tiefste Bedeutung
der darzustellenden Gegenstände erschlossen war; ausserdem
ein hoher Schönheitssinn und der Ausdruck eines sinnigen
Gefühles, der, wie beim Giovanni da Milano, Wiederum auf
die zweite Richtung dieser Periode hindeutet. Ausgezeichnet
schön ist vornehmlich die Darstellung Christi in der Aufer-
stehung, und noch mehr die in der Himmelfahrt; hier ist
etwas wunderbar Hohes, Heiliges und Verklärtes in den Zügen
des Heilandes, wie es in späterer Zeit vielleicht nicht wieder
gefunden wird. Ausserdem malte Niecolä die Wände
einer Halle im Franciskanerlaloster zu Prato (vornehmlich
Darstellungen aus der Geschichte des Matthäus), die den
vorigen jedoch nicht an Werth gleich kommen. Auch zu
Florenz, an der rechten Seitenwand der Sakristei von S.
Croce, finden sich Darstellungen, welche die Passion Christi
vorstellen und (mit Ausnahme des älteren Mittelbildes) ver-
muthlich von seiner Hand herrühren, in diesem Falle jedoch
vor den Werken in Pisa, deren vollendete Schönheit sie nicht
erreichen, gemalt sein müssen. Der Maler entwickelt hier
mehr nur den allgemeinen Typus der Schule ohne besondern
individuellen Nachdruck. Doch ist in den schlafenden Wäch-
tern am Grabe die originelle Art und TVeise zu beachten,
wie ihre Charaktere mit der verschiedenen Art ihres Sehlafens
in Einklang gebracht sind.
3_ Der letzte Florentiner von Giottois Richtung, Lorenzo
di Bieei, wiederholt die Typen der Schule nnr in mittel-
mässiger Weise, aber mit einer wohltliuenden Einfachheit und
Milde des Ausdruckes. Fresken von ilnn in der Loggia von
S. Maria nuova jetzt S. Egidio) in Florenz (die von Papst
Martin V. im J. 1420 vollzogene Einweihung dieser Kirche),
und im Dom unter den Fenstern des Quersehiffes (Apostel
und Heilige). Ein Tafelbild in den Üffizien, welches dem
Lorenzo beigelegt wird (zwei lebensgrosse Heilige) zeigt eine
mehr individuelle Durehbildung in der Art seines Zeitgenossen
Fiesolex).
Vergl.
Cavalcas.
Crowe u.
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