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Buch II.
Mittelalter.
Italien.
Gothis cher Styl.
hergehenden anschliesst, ist die "Hölle." Dieses Bild sollte
nach einem Entwurfe des Andrea von seinem Bruder Bernardo
ausgeführt sein, und in der That steht es auch in diesem Be-
zuge gegen die Vorigen zurück, sowie selbst die Composition,
die die Phantasie in's Ungeheure zu gehen veranlasste, min-
der bedeutend ist. Die Hölle ist hier wie ein grosser Fels-
kessel dargestellt, der sich in vier Abtheilungen über einander
erhebt. Zwischendurch sitzt Satan, ein furchtbar-er eisenge-
panzerter Riese, ein feuriger Ofen, aus dessen Leibe an ver-
schiedenen Stellen Flammen hervorschlagen und darin Sünder
verbrannt und zermalmt werden. Zu seinen Seiten, in den
verschiedenen Abtheilungen, werden die Verdammten von
Schlangen und Dämonen gepeinigt. Die ganze untere Hälfte
des Bildes ist im XVI. Jahrhundert Hau modern übermalt
und verändert werdend).
7_ Von diesen Werken weichen in der That diejenigen auf-
fallend ab, die unter Orcagna's Namen in Florenz erhalten
sind. Hier sieht man, in der Kapelle Strozzi in S. Maria
Novella, eine Altartafel, welche mit seinem Namen und der
Jahrzahl 1357 bezeichnet ist, einen thronenden Christus und
Heilige zu seinen Seiten darstellend, einfache feierliche Ge-
stalten mit ausdrucksvollen Gesichtern. Eben diese Kapelle
ist von Andrea und seinem Bruder ganz mit WVandmalereien
geschmückt, deren Charakter entschieden mit. jenem Altar-
bilde übereinstimmt. Diese Malereien sind ähnlichen Inhalts
8. wie die letzterwähnten Darstellungen zu Pisa. An der Fenster-
wand ist das jüngste Gericht, oben Christus und zu den
Seiten des Fensters die Chöre der Heiligen, und darunter
9. die Seligen und Verdammten. An der Wand zur Rechten
das Paradies, eine Darstellung von sehr strenger und gran-
dioser Anordnung, ähnlich dem Weltgericht in Pisa. Zu-
oberst, auf gothischem Throne, sitzen Christus und Maria;
darunter schweben musicirende Engel in der Luft; auf beiden
Seiten unendliche Reihen von Heiligen übereinander und
auf einem
4') Im unversehrtem Zustande sieht man die Composition
alten Kupferstiche bei Morrona, Pisa illustrata.