110.
Pisa;
das
Campo
santo ;
Orcagna.
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mit seinem Beinamen, Orgagna oder Orcagna (richtiger
Arcagno, verstümmelt aus Arcagnolo) benannt.
Das erste von diesen Gemälden heisst. „der Triumph des 4,
Todes." Zur Rechten sieht man hier eine festliche vornehme
Gesellschaft von Herren und Damen, welche, wie es die
Falken und Hunde anzudeuten scheinen, von der Jagd heim-
gekehrt ist Sie sitzen unter Orangenbäumen und tragen
Schmuck und üppige Gewande; prächtige Decken sind zu
ihren Füssen gebreitet. Ein Troubadour und eine Sängerin
ergötzen ihr Ohr mit schmeichelnden Klängen; Liebesgötter
schweben über ihnen und schwingen ihre Fackeln. Alle Lust
und Freude der Welt ist hier vereinigt. Da kömmt, zur
Linken, eilenden Fluges der Tod herbei. Es ist ein grausiges
Weib, mit Wildflatterndem I1aare, mit Klauen statt der
Nägel, mit grossen Fledermausflügeln und unversehrbarem,
drahtgeflochtenem Gewande. Sie schwingt eine Sensc in der
Hand, und ist im Begriff, die Freuden jener Gesellschaft
niederzumühen. Dicht gedrängt liegt eine Schaar von Leich-
namen zu ihren Füssen, welche man an ihren Insignien fast
sämmtlich als einstige Machthaber der Welt erkennt, als
Könige und Königinnen, Kardinäle und Bischöfe, Fürsten,
Krieger u. s. w. Ihnen entsteigen ihre Seelen in Gestalt
Ireugeborener Kinder, und Engel und Teufel sind da, welche
sie in Empfang nehmen; die Seelen der Frommen falten an-
betend die Hände, die der Verlorenen schrecken angstvoll
zurück. Die Engel sind fast wie lustige Schmetterlinge an-
zuschauen, die Teufel gleichen bald reissenden Thieren, bald
widrigem Gewürme. Sie kämpfen mit einander; zur Rechten,
oben, schweben die Engel mit denen, welche sie gerettet, zum
Himmel empor; die Teufel dagegen schleppen ihre Beute
nach einem feuerspeienden Berge, welcher am oberen Theil
der linken Seite sichtbar wird, und stürzen die Seelen in die
Flammen hinab. Neben jenen Lcichnamen ist eine Schaar
von Bettlern und Krüppeln, welche mit ausgestreckten Armen
den Tod um das Ende ihrer Leiden anflehen; aber er hört
ihre Bitten nicht und ist bereits an ihnen vorübergeeilt. Eine
Felswand scheidet diese Scene von einer andern, wo man