Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

110. 
Pisa; 
das 
Campo 
santo ; 
Orcagna. 
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mit seinem Beinamen, Orgagna oder Orcagna (richtiger 
Arcagno, verstümmelt aus Arcagnolo) benannt. 
Das erste von diesen Gemälden heisst. „der Triumph des 4, 
Todes." Zur Rechten sieht man hier eine festliche vornehme 
Gesellschaft von Herren und Damen, welche, wie es die 
Falken und Hunde anzudeuten scheinen, von der Jagd heim- 
gekehrt ist  Sie sitzen unter Orangenbäumen und tragen 
Schmuck und üppige Gewande; prächtige Decken sind zu 
ihren Füssen gebreitet. Ein Troubadour und eine Sängerin 
ergötzen ihr Ohr mit schmeichelnden Klängen; Liebesgötter 
schweben über ihnen und schwingen ihre Fackeln. Alle Lust 
und Freude der Welt ist hier vereinigt. Da kömmt, zur 
Linken, eilenden Fluges der Tod herbei. Es ist ein grausiges 
Weib, mit Wildflatterndem I1aare, mit Klauen statt der 
Nägel, mit grossen Fledermausflügeln und unversehrbarem, 
drahtgeflochtenem Gewande. Sie schwingt eine Sensc in der 
Hand, und ist im Begriff, die Freuden jener Gesellschaft 
niederzumühen. Dicht gedrängt liegt eine Schaar von Leich- 
namen zu ihren Füssen, welche man an ihren Insignien fast 
sämmtlich als einstige Machthaber der Welt erkennt, als 
Könige und Königinnen, Kardinäle und Bischöfe, Fürsten, 
Krieger u. s. w. Ihnen entsteigen ihre Seelen in Gestalt 
Ireugeborener Kinder, und Engel und Teufel sind da, welche 
sie in Empfang nehmen; die Seelen der Frommen falten an- 
betend die Hände, die der Verlorenen schrecken angstvoll 
zurück. Die Engel sind fast wie lustige Schmetterlinge an- 
zuschauen, die Teufel gleichen bald reissenden Thieren, bald 
widrigem Gewürme. Sie kämpfen mit einander; zur Rechten, 
oben, schweben die Engel mit denen, welche sie gerettet, zum 
Himmel empor; die Teufel dagegen schleppen ihre Beute 
nach einem feuerspeienden Berge, welcher am oberen Theil 
der linken Seite sichtbar wird, und stürzen die Seelen in die 
Flammen hinab. Neben jenen Lcichnamen ist eine Schaar 
von Bettlern und Krüppeln, welche mit ausgestreckten Armen 
den Tod um das Ende ihrer Leiden anflehen; aber er hört 
ihre Bitten nicht und ist bereits an ihnen vorübergeeilt. Eine 
Felswand scheidet diese Scene von einer andern, wo man
	        
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